Mainstream- und Boulevardzeitungen machen im Moment viel Wind um das kommende Support-Ende von Windows 10 mit seinen noch über 32 Millionen Nutzern. Das Horrorszenario eines Hackerangriffs, Virenbefalls etc. wird so reißerisch wie möglich aufbereitet, um Interesse für diverse Artikel zu wecken. Selbst die klassische Admin-Regel „Never Touch a Running System“ wird in einigen Beiträgen ausdrücklich erwähnt und als „aus der Zeit gefallen“ diskreditiert.
Interessanter Weise sind viele Artikel zumindest dahingehend seriös, dass nicht ausschließlich ein Umstieg auf Windows 11 empfohlen wird, sondern überraschend oft nur der Umstieg auf ein „geeignetes“ neues Betriebssystem. Teilweise wird sogar Linux erwähnt und auch die Alternative eines Umstiegs auf ein MacOS nicht unter den Tisch fallen lassen.
Für mich stellen sich aber ein paar Fragen.
Bewirkt diese mediale Aufregung wirklich etwas oder sollen nur Seiten gefüllt werden? Also im Internet Clickbait. Frage – wieviel Prozent der betroffenen Anwender kennen den Begriff „Linux“? Nur kennen. Das wird m.E. einstellig sein. Die Masse wird definitiv nicht auf Linux umsteigen. Also wird die einfachste und beste Möglichkeit, mit einem sicheren, einfachen, modernen und bequemen Betriebssystem zu arbeiten, nur von einer verschwindend kleinen Minderheit gewählt. Den Umstieg auf MacOS vollzieht man sowieso noch seltener. Ebenso wie umgekehrt. Ich behaupte, dass die Grenze zwischen Windows und MacOS ziemlich undurchlässig ist. Von Windows auf Linux hingegen wechseln zumindest Leute mit grundlegenden IT-Kenntnissen schon häufiger.
Eine andere Frage, die ich mir stelle – ist diese mediale Aufregung nur eine mehr oder weniger offene Hilfe für Hardware-Hersteller? Denn die meisten PC mit Windows 10 oder früher sind gar nicht Windows-11-Update-fähig. Denn das zählt natürlich auch zur Wahrheit, fällt aber in einigen Beiträgen unter den Tisch.
Frage 3 und entscheidend – muss man wirklich umsteigen? In den Medien entfällt fast immer der Hinweis, dass es natürlich nach Oktober 2025 weiter Updates für Windows 10 gibt. Nur halt u.U. nicht mehr kostenlos und so einfach wie bisher. Aber grundsätzlich können auch nach dem „Ende“ von Windows 10 im Oktober 2025 neue Sicherheitspatches über die Extended Security Updates von Microsoft für maximal drei Jahre lang bezogen werden.
Zudem gibt es auch alternative Anbieter wie 0Patch, worüber man im jährlichen Abonnement Micropatches für eigentlich nicht mehr offiziell unterstützte Windows-Versionen erhält. Auch für Windows 10 ist versprochen, dass man mindestens fünf weitere Jahre (evtl. auch länger) kritische Sicherheitspatches erhält. Dabei gibt es sogar ein freies, kostenloses Abonnement für nichtkommerzielle Zwecke, das man mit der Freigabe einiger Telemetriedaten „bezahlt“ und auch kostenpflichtige Abonnements, die damit in Konkurrenz zu den eben auch noch verfügbaren Extended Security Updates von Microsoft selbst stehen.
Von daher ist für mich die Aufregung ein Sturm im Wasserglas, denn es gibt Möglichkeiten bei Windows 10 zu bleiben und trotzdem Sicherheitsupdates zu erhalten. Wie gesagt nicht ganz so bequem und nebenher, wie es bis Oktober 2025 noch der Fall sein wird, aber wer keine neue Hardware möchte und den Aufwand eines Updates und/oder die Kosten und vor allen Dingen den Einrichtungsaufwand neuer Hardware scheut, kann locker noch einige Jahre mit Windows 10 weiterarbeiten.
Letztendlich wird aber m.E. das mangelnde Interesse der Anwender an dem gesamten Thema bzw. deren nicht vorhandenes Wissen sowieso dazu führen, das die meisten gar nichts tun werden. Vor dem Umstieg auf Linux haben viele zuviel Angst, weil die Masse Microsoft-sozialisiert ist. Einige werden deshalb den Rattenfängern auf dem Leim gehen und die scheinbar einfachste Lösung wählen, neue Hardware mit vorinstalliertem Windows 11 zu kaufen. Und dann weinen, wenn sie bei dem Aufwand einer Neueinrichtung und Reproduktion bestehender Daten und Umgebungen in die Knie gehen.
Aber wie ich oben angedeutet habe – es werden m.E. auch nach der „Beerdingung“ von Windows 10 mindestens 20 – 25 Millionen Nutzer auf Jahre hinaus einfach weiter damit arbeiten. Dann halt ohne Updates.