Auf der großen Schaumschlägermesse (Cebit), aber nicht nur da, sondern in vielen anderen Dummschwätzveranstaltungen, ist und war das Buzzword Industrie 4.0 das Megathema. Aber wie fast immer geht die Selbstbeweihräucherung der IT-Marketingleute und IT-Entscheider sowas von vorbei an der Realität.
Ganz interessant ist schon mal die
Allensbach-Umfrage, dass der Begriff von über 4/5 der Befragten als unsympathisch abgestraft wurde.
Ich stelle mir jedoch zusätzlich die Frage, wieviel Prozent (oder gar Promille) der Bevölkerung mit dem Buzzword überhaupt etwas anfangen können? Von dem Mittelstand, der die Volkswirtschaft übewiegend am Laufen hält, ganz zu schweigen.
Aber das ist nicht das einzige Problem, das ich mit der ganzen Thematik habe. Da ist auf der einen Seite die übliche Problematik, dass alles, was vernetzt ist, auch zur Erstellung von Profilen und der Ausspionage benutzt werden kann. Und wird!
Oder glaubt irgend jemand, dass die Spionagefunktionen, die im Consumerbereich bei Smartphones, Smart-TVs, Spielekonsolen bis hin zu Online-Barbiepuppen aktuell bis zur Neige missbraucht werden, bei Produkten der Industrie 4.0 nicht zum Einsatz kommen?
Sei es ganz „harmlos“ im privaten Bereich der intelligente Kühlschrank, der seinen Inhalt selbst verwaltet und „nebenher“ der Krankenversicherung meldet, welche ungesunden Lebensmittel ein Versicherter mag.
Noch interessanter wird es, wenn sich Firmen gegenseitig die Daten abjagen und Konkurrenten damit an relevante Geheimnisse kommen.
Aber auch das ist nur ein Problem, dass ich mit der Vernetzung von Allem und Jedem habe. Sicherheit gibt es als Grundlage von Industri 4.0 ja so gut wie gar nicht. Gerade bin ich bei einem Beitrag des CCC wieder darauf gestoßen worden, dass das uralte Internet, welches ja immer noch zum Datenaustausch genutzt wird, eben uralt und in seiner gesamten Konstruktion in keinster Weise auf Sicherheit der Daten (nur der Kommunikation als solches) ausgelegt ist. Oder anders herum – es ist genial konzipiert, dass Daten so gut wie immer ankommen. Aber jeder (!) kann sie abfangen. Mitlesen und manipulieren. Ich „freue“ mich schon auf die ersten Anschläge via Industrie 4.0, bei denen auf einer Autobahn bei allen vernetzten PKWs der Motor oder das ABS ausgeschaltet wird. Oder Einbruchsbanden, die in Smart-Häuser via Smartphone eindringen und vorher kurz beim Haus anfragen, ob auch alle Bewohner unterwegs sind. Industrie 4.0 und Sicherheit – diametrale Begriffe wie mir scheint. Alle Aufsätze wie verschlüsselte Dienstprotkolle, Signaturen, etc. sind im Grunde wie ein Hochsicherheitsgebäude, bei dem immer ein Kellerfenster aufsteht.
Und dann natürlich die Anwender – das größe Risiko sitzt immer vor dem Bildschirm. Je mehr Leute mit IT umgehen, desto weiter sinkt das Qualitätniveau des Wissens. Ist ja natürlich, denn jeder hat sein Spezialgebiet und ich maße mir auch nicht an, dass ich ein Flugzeug fliegen kann. Aber bei der Industrie 4.0 werden eben – übertragen – immer mehr Laien dazu gebracht Flugzeuge zu fliegen, obwohl sie keinen Pilotenschein und oft vielleicht sogar Flugangst haben.