Mein Gerät finden – oder besser nicht?

Gerade überlege ich, ob ich das Feature „Mein Gerät finden“ auf meinem SmartPhone aktiviere – oder eben besser nicht. Auf der einen Seite wird das SmartPhone immer wichtiger. Nicht zuletzt durch Corona. Ob man will oder nicht. Auf der anderen Seite wird man durch zig Unternehmen und Organisationen bereits bis auf die letzten privaten Dingen ausspioniert. Neben Fratzenbuch und anderen a(sozialen) Netzwerken zeichnet sich ja auch Google (wahlweise Apple) durch ungebremste und vollkommen unkontrollierte Sammelwut aller persönlichen Daten aus. Jetzt auch noch permanent den Standort des SmartPhones denen überlassen? Irgendwo erinnert mich das an Faust und den Teufel.

Andererseits kann der Verlust des SmartPhones oder sogar nur die temporäre Nichtverfügbarkeit mittlerweile ziemlich negative Konsequenzen haben.

Klar – wer finanzielle Transaktionen mit dem SmartPhone macht, der ist selbst daran Schuld. Zahlungen mit Bargeld sind ja sowieso der beste Schutz der gesellschaftlichen Freiheit (unter dem Wirtschaftsaspekt) und wenn man schon nicht bar bezahlen kann, dann nimmt man eine EC-Karte oder macht Onlineüberweisung an einem etwas sicheren PC und nicht einem Tablet oder SmartPhone. Aber selbst dann kommen Freischaltcodes oft auf das SmartPhone.

Die Sache mit dem Impfstatus und Zugangsregeln wegen Corona wird auch aktuell ohne SmartPhone ebenso ziemlich unbequem bis schwierig. Als ich mich am Mittwoch „geboostert“ habe, war vor mir eine Schlange von über 50 Leuten, die alle vor dem Gebäude getestet werden mussten. Die Schlange war innerhalb von vielleicht 10 Minuten abgearbeitet – aber nur, weil das Testergebnis per E-Mail auf das Handy geschickt wurde. Eine andere Möglichkeit zum Erfahren des Testergebnisses gab es nicht. Deshalb extrem flotte Abarbeitung, aber Ausschluss von Leuten ohne SmartPhone. Echte Impfausweise aus Papier sollen ja in einigen Situationen demnächst auch nicht mehr anerkannt werden. Das zwingt zum SmartPhone, auch wenn damit m.E. das Fälschen von Impfzertifikaten extrem leichter ist. Aber das ist ein anderes Thema.

Schleichend ist das SmartPhone also immer wichtiger geworden und deshalb muss man es – zumindest aktuell – immer griffbereit haben, wenn man aus dem Haus geht. Ob man es gut findet oder nicht. Tja – und deshalb ist dieses Feature, mit dem man über ein anderes Android-Gerät oder einen Webbrowser herausfinden kann, wo sich sein Smartphone gerade befindet, so verführerisch. Ist es verloren, kann man das Gerät außerdem einen Ton abspielen lassen, sperren oder sogar Daten darauf löschen.

Aber damit das funktioniert, muss die Geolocation ständig an sein und natürlich das Gerät selbst. Punkt 1 habe ich immer deaktiviert – außer bei der Navigation – und auch sonst schalte ich das SmartPhone immer wieder aus oder zumindest offline. Das müsste ich lassen und mich damit voll in des Teufels Fänge begeben. Es ist ja so einfach – nur in den Einstellungen auf „Sicherheit“ tippen und dort „Mein Gerät finden“ aktivieren. Dann kann ich es halt leichter finden. Ich, Google und wer weis noch alles. Nur dann muss man ja auch über die Spracheingabe, die Kamera, das W-LAN, die mobilen Daten im Hintergrund etc. nachdenken und eigentlich alles deaktivieren. Was das SmartPhone letztendlich nutzlos macht. Klassisches „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“-Problem.

EDIT: Mittlerweile habe ich die Sache mal ausprobiert. Wenn ich mich mit meinem Google-Account anmelde, kann ich aus dem Browser heraus auch das Gerät klingeln lassen, bei dem ich das Feature ausgestellt(!) habe und das Gerät auf lautlos steht. Krass – nur die Lokalisierung geht nicht. Zumindest nicht genau, denn in welchem W-LAN das Gerät angemeldet ist bzw. vor ein paar Minuten war, bekomme ich dennoch mitgeteilt. Da ich mehrere SmartPhones habe, habe ich auf meinem Testgerät das Feature aktiviert und da bekomme ich die Position so genau, wie es etwa bei der Navigation üblich ist. Einfach nur krass – in positiver als auch negativer Hinsicht.

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