Zu dumm zum Autofahren?

In einigen Medien wird ein Beitrag eines Psychologe breitgetreten, dass viele Fahrschüler einfach zu dumm für den Führerschein wären, während gleichzeitig Schulnoten so gut wie nie zuvor wären. Meines Erachtens eine populistische These, die natürlich sehr viel Zuspruch bekommt. Gerade aus meiner Generation. „Schonungslos“ werden in dem Beitrag und zugehörigen Diskussionen mittlerweile allseits bekannten Fakten gemischt mit reinen Vorurteilen aneinandergereiht.

  • Durchfallquote von 50% in der theoretischen Führerscheinprüfung
  • 20% Einser-Abi mit Tendenz steigend beim gleichzeitig schlechtestem Abschneiden bei der PISA-Studie ever
  • Keinerlei Differenzierung bei Noten, weil niemand schlechter sein darf. Das könnte einen seelischen Schaden bewirken
  • Maximale Aufmerksamkeitsspanne unter wenigen Minuten
  • Grundsätzliche Faulheit bzw. kein Fleiß und fehlende Movitation
  • Kaum noch kognitive und/oder motorische Fähigkeiten

Zum Teil sind reine Fakten unwiderlegbar. Etwa die messbare Durchfallquote bei Führerscheinprüfungen oder die geradezu lächerlichen Noten von heute bar jeder adäquaten Leistung. Aber das ist natürlich auch denjenigen bekannt, die später junge Leute einstellen. Konsequenz wird sein, dass Zeugnisse und Noten außerhalb der Schule und jeweils persönlichen Bubble keine Rolle mehr spielen, was den Aufwand bei einer Einstellung oder dem Zugang zu einem Studium erhöht, sonst aber keinen Schaden darstellt. Außer bei von sich selbst überzeugten Schulabgängern, die mit dem echten Leben konfrontiert werden.

Aber ansonsten ist die Lage nicht so schlimm, wie es dargestellt wird. Die Führerscheinprüfung von heute ist z.B. viel schwerer als früher. Insbesondere sind junge Leute oft besser als ihr Ruf und haben meist nicht selbst Schuld an der Missere. Ich bilde seit vielen Jahren Fachinformatiker aus und wenn man die Kidds nehmen kann, sind die auch heute noch motiviert. Ebenso sind sie nicht signifikant dümmer als frührere Generationen. Im Sportverein erlebe ich ebenso Kiddies, die absolut vernünftige motorische Fähigkeiten als auch Leistungsbereitschaft haben.

Aber unwiderlegbar gibt es auch die im Beitrag mit „Low-IQ“ benannten Personen. Die Verteilung des IQ ist jedoch schon immer eine Glockenkurve. Aber sind wirklich so viele Kidds unterhalb des Mittelwerts? Und falls ja, warum?

Die Missere kommt m.E. vom Umfeld, in dem die aktuelle Jugend aufwachsen muss. Natürlich sind bildungsferne Schichten ein Faktum und wenn die deutsche Sprache nicht vorhanden ist, sind Voraussetzungen ganz einfach schlecht. Aber das eigentliche Problem sehe ich woanders. Helikoptereltern (auch in dem Beitrag erwähnt und dem stimme ich zu) bei den eher bürgerlichen Schichten verhindern eine Reifung der Kinder. Sowohl was Teilnahme am Straßenverkehr angeht, aber auch selbständigem Lernen etc. Wenn Eltern bei Hausaufgaben nebendran sitzen oder sogar die Hausaufgaben machen, werden Noten zwar besser, aber die Kinder selbst lernen eben nichts. In Watte packen und alle Schwierigkeiten wegräumen ist Kindesmisshandlung. Gut gemeint vielleicht, aber trotzdem Misshandlung.

Und durch die vielen Schulstunden heutzutage als auch zig Termine in der Freizeit kommen leider bei vielen Kiddies die wichtigsten Dinge unter die Räder, die man zum Reifen braucht – ganz viel Sport und Musikmachen.

Das schlimmste Problem sind aber für mich SmartPhones und Tablets sowie die asozialen Medien und die „Digitalisierung“ im Unterricht. Zeitverschwendung ohne Ende bei gleichzeitiger echter Verdummung. Schlimmster Auswuchs – Abstieg auf das Daddeln und Wischen-Niveau auch in der Schule. Politiker springen seit Jahren über das Stöckchen der amerikanischen Tech-Unternehmen und haben damit in Ihrer Dummheit bzw. Blindheit unsere Jugend geopfert. Genau das sind viele Kidds – keine faule, unmotiviere Generation, sondern eine aus Blindheit geopferte Generation (von Corona will ich gar nicht reden), die sich trotz dieser Misshandlung aus meiner Sicht immer noch gut schlägt.