Ich habe für mein Büro in Bodenheim einen neuen Mitarbeiter eingestellt. Als „Facility Manager“, wie das Neu-Deutsch bzw. im Marketing-Sprech genannt wird. Oder Putzkraft, wie man es früher weniger beleidigend / schönfärbend / abwertend gesagt hat. Ein mechanischer „Facility Manager“ allerdings. Ein Roboter. Genaugenommen ein Saugroboter mit Wischfunktion samt Absaugstation. Natürlich ist da KI auch dabei. Und eine Schildkröte (s.u.).
Der Kleine scheint nach dem ersten Test ganz gut sauber zu machen, kommt auch unter Möbel, wo man sonst kaum sauber macht und erkundet im Moment erst einmal sein neues Zuhause. Anschließend stehen wohl über eine App zahlreiche Features zum programmieren bereit. Unter anderem gibt es eine präzise Kartierung über LiDAR-Navigation (eine Laser-Radar-Navigationstechnologie), mit der Reinigungsbereiche als auch Sperrzonen auszuwählen sind. Ebenso gibt es Schedule-Tasks. Will man auf das Internet und die App verzichten, kann man ihn – mit weniger Features – auch mit einer Fernbediengung steuern.
Das Gerät soll einerseits das Büro sauber halten, aber mich interessiert auch andererseits die Technik samt Programmierung, der Navigation und dem KI-Einsatz dabei. Mit anderen Worten – es ist eine Mischung aus seriöser Putzkraft für das Büro, Spielzeug und Mittel für neues Knowhow für mich.
Denn bisher habe ich mit Robotern absolut keine praktische Erfahrung. Eigentlich ein No-Go für jemanden, der sein ganzes berufliches Leben mit IT und Programmierung verbracht hat. Zwar ist mir das Konzept der einfachsten Roboternavigation rein aufgrund eines einzelnen
Hinderniserkennungssensor mit folgender Drehung der Bewegungsrichtung um ein paar Grad, wenn der Sensor ein Hindernis erkannt hat, natürlich bekannt. Sogar mit vollständiger Schildkröten-Navigation hatte ich auch schon rein theoretisch zu tun.
Aber ich hatte bisher für mich keinen Nutzen in der Anschaffung eines Roboters gesehen. Zudem ist für mich der Datenschutz samt den Science-Fiction-Entwicklungen rund um Smarthomes und KI (von 2001: Odyssee im Weltraum mit der KI Hal über Terminator bis hin zu I, Robot) immer ein Thema.
Die Neugier und die tatsächlich nutzbringende Anwendung hat mich jetzt aber über meinen Schatten springen lassen. Wenn sich der Kleine in meinem Büro in Bodenheim bewährt, kommt noch ein zweiter Roboter für mein Büro in Eppstein hinzu. Da wäre sowas sogar noch sinnvoller.
Hier ist auch noch etwas Hintergrundwissen zur oben angesprochenen Schildkröten-Navigation (auch als Turtlebot-Navigation bekannt). Das Konzept ist mir wie gesagt rein theoretisch schon eine Weile bekannt und basiert auf dem TurtleBot, einem kleinen mobilen Roboter, der in der Forschung und Ausbildung sowie dem Einstieg in die Robot Operating System (ROS)-Plattform genutzt wird.
Es handelt sich allgemein um eine Software-Architektur und Navigationstechnik, die Roboter in die Lage versetzt, autonom oder halb-autonom durch eine Umgebung zu navigieren. Das sind die offiziellen Grundprinzipien der Schildkröten-Navigation:
- Kartenbasierte Navigation
- Lokalisierung
- Bewegungsplanung
- Sensoren und Wahrnehmung
- Autonome Aktion als auch Möglichkeiten zur Fernsteuerung
Das alles wird in dem kleinen Saugroboter auch umgesetzt.