Auf Linked wird gerade eine steile These vertreten, dass man bei Qualifikationen von IT-Fachkräften in Zukunft sogenannte „KI-Führung“ und keine konkrete Qualifikationen in Programmiersprachen mehr braucht. Unabhängig davon, dass ich den Begriff der „KI-Führung“ ziemlich schräg (vorsichtig ausgedrückt) finde, widerspreche ich der grundsätzlichen Aussage entschieden. Aus meiner Sicht wird das Gegenteil der Fall sein.
Ich stelle nicht infrage, dass die Anzahl der IT-Experten und -Jobs durch KI massiv schrumpfen wird. Aber es wird m.E. weiter relevanter Bedarf bestehen. Ich stelle auch nicht in Abrede, dass man KI nutzen wird. Und zwar selbstverständlich wie einen Editor oder Bildschirm. Das ist einfach ein Werkzeug und wer es nicht nutzt, hat verloren.
Nur ist „KI-Führung“ – was ich als „KI-Prompten“ verstehe – keine Qualifikation. Nicht mehr, denn in 2023 und 2024 gab es m.W. gerade in den USA sehr gut bezahlte Jobs als KI-Prompter. Die sind aber mittlerweile verschwunden. Es ist das Wesen der modernen KI in Form von Sprachmodellen, dass man sie intuitiv bedienen kann. Schon Schulkinder können das mittlerweile. Wo ist da noch eine Qualifikation, wenn Schulkinder eine KI dazu bringen Hausaufgaben zu lösen?
Wer jetzt sagt, dass das bei komplexer IT ja ganz anders ist, muss aber zwangsläufig meiner Argumentation folgen. Denn genau das ist der Denkfehler, wenn man „KI-Führung“ als relevante Qualifikation statt Grundschulwissen betrachtet.
Klar erstellt KI Quellcodes und Programme. Aber sie macht Fehler (gerade am Freitag wieder bei einem einfachen SQL-Statement bemerkt, wo die Reihenfolge der Schlüsselworte vertauscht wurde), löst nicht alle Aufgaben und schafft auch nicht alles. Es werden immer mehr Aufgaben gelöst und gleichzeitig nimmt flächendeckend die Qualität ab.
Wer meint, dass „KI-Führung“ genügt, sagt indirekt, dass man in autonom fahrenden Autos keinen Fahrer mehr braucht, der im Notfall eingreifen kann. Oder in Flugzeugen keinen Piloten, was meiner Meinung nach noch besser passt. Nur autonom fahrende Autos machen extrem weniger Fehler im Vergleich zu den ganzen Modellen, die derzeit Quellcode erzeugen.
Also mein Fazit – es wird immer wichtiger Programmiersprachen zu lernen, um die „dumme“ und fehlerträchtige KI im Griff zu behalten. Der Mensch muss zwingend „besser“ als die KI sein, um dann aber extreme Vorteile daraus zu ziehen. Wenn der umgekehrte Fall vorliegt, werden die Resultate unbrauchbar bis gefährlich.
Und beim Lernen von Programmiersprachen darf unter keinen Umständen der leichte Weg gewählt werden, sich die Lösungen von der KI zeigen zu lassen, wenn man es selbst nicht hinbekommt. Denn sonst wird schlechte Qualität zum Maßstab und im eigenen Gehirn gibt es keine Verknüpfungen, die beim nächsten Mal genutzt werden können.
Die These in Linked könnte aber auch rein eine Sommerlochpartie sein, wobei ich fürchte, dass Headhunter und Entscheider auf diesen Unsinn einsteigen könnten.
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