KI und die Justiz

Gestern Abend habe ich an ein paar Webinaren teilgenommen, bei denen auch KI in unterschiedlichem Kontext Thema war. Unter anderem gab es eines, das sich um rechtliche Fragen rund um die KI gedreht hat. Der – zugegeben sehr gute – Vortrag hat aber für mich recht frustrierende Aussagen beinhaltet, obwohl mir die meisten Sachen bereits bekannt waren. Denn bei KI erlebe ich echt ein Déjà-vu. Wie das Internet vor vielen Jahren ein freier und unkomplizierter Raum war, der immer mehr von kommerziellen Parasiten und juristischen Kraken übernommen wurde, wird die KI auch immer mehr eingeschränkt und reglementiert. Sowohl bei der Nutzung als auch dem Training und der Weiterentwicklung der KI-Systeme selbst.

Das mag in vielen Einzelfällen auch berechtigt sein, global gesehen ist das aber m.E. ein Irrweg (Katastrophe will ich nicht gleich sagen). Urheberrecht ist ja ein Thema, das mich als Autor unmittelbar betrifft. Und auch die zunehmende Konkurrenz von KI-generierten Leistungen zu dem, was ich als Leistung anbieten. Ebenso will ich natürlich auch nicht, dass Fake News, Diskriminierung und Hate durch KI vorangetrieben wird.

Aber wie so oft sind m.E. zu viele Köche am Brei beteiligt und noch mehr Leute versuchen sich mit Forderungen nach Beschränkungen zu übertreffen. Vor allen Dingen Personen, deren Kompetenzen ich anzweifle oder die für mich fragwürdige Interessen haben.

Das betrifft etwa den Punkt, welche Trainingsdaten von einer KI verwendet werden dürfen, was man als Nutzer als Ergebnis erhalten darf oder ob Ergebnisse zwangsweise divers sein müssen. Das Ergebnis der Bildgenerierung von Nazis in Deutschland zu Zeiten des 2. Weltkriegs hat ja die Auswüchse gezeigt.

Auch die Beschränkungen, die beim Erstellen von Inhalten über das neue AI-Gesetz in unserem kleinen Europa kommen sollen, werden nur dazu führen, dass wir den Anschluss verpassen. Denn außerhalb unserer Bubble werden sich viele Organisationen daran nicht halten. Wie in dem Vortrag eingestreut wurde, hat der KI-CEO von Microsoft sich wohl dazu hinreisen lassen und alle Inhalte im Internet als frei nutzbar für das KI-Training bezeichnet. Wenn jetzt Leute das in einer Bubble verbieten, werden die Daten halt weiter genutzt und das einfach geleugnet. Wie kann man nur so naiv sein und glauben, dass man mit lokalen Verboten das verhindern kann?

Dennoch greifen bei manchen KI jetzt schon immer mehr Einschränkungen. Ein Experiment aus dem Vortrag habe ich dann auch direkt nachvollzogen. Einige KI  haben tatsächlich mittlerweile Leitlinien, dass bestimmte Inhalte nicht produziert werden dürfen, was mir sowieso schon vorher aufgefallen war, aber mich im täglichen Umgang nicht stört. Was ich wirklich brauche, bewegt sich innerhalb der Leitlinien/Zensurgrenzen.

In dem Experiment habe ich ChatGPT angewiesen, ein Bild von einem Möbiusband im Stil von Escher zu erstellen. M.E. eine harmlose Sache. Ich finde Escher klasse und es war klar, dass da kein Werk entsteht, das als Original durchgehen könnte und ich das sowieso nicht publizieren oder als eigenes Werk ausgeben wollte. Das wurde aber abgelehnt, wie in dem Vortrag angerissen („Es tut mir leid, aber ich kann das Bild, das du angefragt hast, nicht erstellen, da es gegen die Content-Richtlinien für die Bilderstellung verstößt.“). Ohne das Reizwort „Escher“ wurden dann schon Bilder von Möbiusbändern generiert.

Schon krass, wie heftig hier in vorauseilendem Gehorsam Leistungen eingeschränkt werden, denn ich wollte ja keine Kopie eines Escher, sondern nur an dem Stil angelehnt. Soweit ich aus dem Vortrag entnommen habe hauptsächlich aus Angst der KI-Betreiber, dass Rechteinhaber daraus Rückschlüsse auf die Trainingsdaten ziehen könnten oder irgendwelche Contentrechte geltend machen. Also kann das Bild im Grunde erzeugt werden, die passenden Trainingsdaten sind da, nur ist im Moment nicht klar, ob da nicht irgendwelche Leute Geld einfordern könnten, wenn die KI das „zugibt“.

Andere KI wie Midgard haben derzeit damit übrigengs keine Probleme, wobei das Ergebnis kein Möbiusband war. Aber das Bild zum Gleitschrimfliegen am Strand war nicht schlecht.

Das zeigt den grundsätzlichen Irrweg. Wenn Du mir keine Waffen (Joints, Bilder, Texte, … 2bc) verkaufst, dann kauf ich halt beim Nachbarn. Leute, seit doch bei KI nich so naiv und verbaut uns nicht die Zukunft als Angst vor irgendwelchen Typen, die Schutzgelder erpressen wollen.