Die SmartPhone-Geburt ist durch (endlich)

Ich habe mich endlich für ein neues SmartPhone entschieden. Eigentlich stand ich die letzten 2 – 3 Jahre immer wieder kurz davor, mein altes Galaxy S4 zu ersetzen. Aber irgendwie habe ich mich immer wieder gegen den Austausch entschieden. Einmal aus Gründen der Nachhaltigkeit, denn kein Mensch muss alle 2 bis 3 Jahre ein neues SmartPhone (oder sonst ein elektronisches Gerät) auszutauschen. Der andere Grund war, dass mir die Features der neuen SmartPhones einfach in die falsche Richtung laufen. Alles Notwendige/Wichtige (austauschbarer Akku, Kopfhörerklinke, Infrarotsender, Erweiterbarkeit durch externe Speichermedien) wird beseitigt und unerträglicher Müll wie biometrische Wanzen hält Einzug in nahezu alle Geräte.

Aber nachdem das S4 jetzt doch gut 6 Jahre auf dem Buckel und bereits einen Austauschakku verschliessen hat, gibt es auf dem Gerät langsam einige Macken, die ich jetzt doch nicht mehr haben will. Ich bekomme keine Updates für das Betriebssystem, die Laufzeit ist einfach zu kurz, meine Telefonverbindung ist oft grottenschlecht, GPS-Signale sind nicht wirklich perfekt, die aus heutiger Sicht schwache Leistung des Chip macht sich insbesondere bei der Navigation mit Google Maps negativ bemerkbar, wenn neue Routen zu berechnen sind, die USB-Buchs leiert aus usw. Und zugegeben wollte ich mir auch mal was Neues gönnen, zumal das S4 abgeschrieben ist und ich beruflich relevante Ausgaben brauche. Das S4 wird als Backup bzw. Zweitgerät aber noch sein Gnadenbrot erhalten, denn im Grunde ist es heute auch noch halbwegs konkurrenzfähig.

Nun habe ich explizit das überhitzte Jahresendgeschäft samt der Betrüger-Fridays und Dummbeutel-Mondays abgewartet und mir eben einen Rückläufer geschossen. Also ein Neugerät, was unbenutzt zum Händler zurückgeschickt wurde. Dabei spielte natürlich der erheblich reduzierte Preis, aber vor allen Dingen auch Nachhaltigkeit eine Rolle. Es ist ja ein Unding, dass Neuware permanent vernichtet wird, wenn diese einfach nicht gefallen und unbenutzt zurückgeschickt wird. Ich werde in Zukunft verstärkt darauf achten, solche B-Ware zu kaufen.

Ich bin zwar mit meinem Wunschgerät nicht ganz unter dem Limit von 200 EUR geblieben, das man m.E. maximal für ein SmartPhone investieren darf. Aber mit 210 EUR liege ich noch nicht so weit weg, dass ich mich schämen muss. Zumal das Gerät, dass ich im Grunde seit gut 10 Monaten beobachte und für das ich mich mehr oder weniger schon vor einem guten halben Jahr entschieden hatte (wenn ich ehrlich bin), mit einem ursprünglichen Preis von deutlich über 500 EUR eingeführt wurde. Die aktuellen Preisen sind immer noch rund um 300 – 400 EUR im Straßenhandel und somit sollte ich einen guten Schuss gelandet haben.

Was ist es geworden? Ein Modell der Billigtochtermarke einer China-Billigmarke (deshalb der ursprüngliche Originalpreis von „nur“ 500 – 600 EUR), die dennoch in der Apfeliga spielen soll. Ein Honor 10 View. Also ein Huawei mit anderem Aufdruck.

Warum das Gerät? Also erst einmal, weil es die wenigsten Kröten mitbringt, die man bei den neuen SmartPhone leider so oder so schlucken muss. Die größte Kröte ist auch hier, dass der Akku fest verklebt ist. Aber ich habe anscheinend keine Wahl, denn die wenigen SmartPhones auf dem Markt mit austauschbarem Akku haben andere Schwächen. Insbesondere sind sie zu alt, wenngleich das Honor View 10 ja auch nicht mehr ganz taufrisch ist und es bereits mit dem View 20 einen Nachfolger gibt, dem allerdings elementar für mich notwendige Dinge fehlen und dessen Display mir auch etwas zu groß ist. Eventuelle Bloatware und ob das Ding wirklich einfach zu rooten ist, werde ich in Ruhe angehen, wenn es denn da ist. Aber auch das unabdingbare Rooten ist für mich mittlerweile nicht mehr zu 100% notwendig. Mal schauen.

Was nun mich zu dem Gerät dann konkret geführt hat, ist erst einmal der Hersteller Huawei. Ich habe bisher mit meinem Matebook X so gute Erfahrungen gemacht und auch das MediaPad, dass ich vor einigen Wochen gekauft (aber noch nicht wirklich genutzt) habe, macht einen sehr guten Eindruck. Ich denke, dass Huawei derzeit einfach gute Produkte zu einem fast konkurrenzlosen Preis anbietet. Und da Trump und die US-Regierung extrem Werbung für (oder war es gegen?) Huawei machen, bin ich auch aus dem Grund dieser Verlockung gefolgt. Auch wenn ich in dem Fall die Tocherfirma vorgezogen habe, die nochmal erheblich günstiger ist. Wobei China-Handys natürlich aus Gründen des Datenschutzes bedenklich sind. Das ist mir schon klar. Aber so schlimm wie bei Xiaomi sollte es bei Honor nicht sein. Gerade die offen kommunizierten Regeln, was man hinsichtlich seiner Daten an Xiaomi übertragen muss, hat mich von deren Geräten Abstand nehmen lassen – auch wenn die in den rein technischen Tests extrem gut abschneiden und noch erheblich billiger sind. Samsung, was ich jetzt 2x hatte, hat sich leider durch fehlende technische Features disqualifiziert. Denn das waren für mich die Must-have:

  • Infrarotsender. Ganz wichtig für mich und leider nur noch bei wenigen Geräten zu finden. Aber eine Fernsteuerung per SmartPhone von TV und Reciever ist einfach wichtig.
  • Kopfhörerklinke. Fehlt leider auch bei vielen neuen Geräten. Was soll der Mist? Im Flugzeug muss ich in den Flugmodus gehen und dann nutzen mir Bluetooth-Kopfhörer rein gar nichts. Ebenso halten die oft nur 2 – 3 Stunden durch. Unbrauchbar, wenn man etwa mit Entspannungsgeräuschen zur Lärmabdeckung in der Nacht schlafen will. Zumal die Bluetooth-Geräte viiiieeel zu groß sind. Kann man nicht nutzen, wenn man auf der Seite liegen will.
  • Erweiterbarkeit durch externe Datenträger. Lächerlich auf so etwas zu verzichten. Selbst wenn nicht erweiterbare Geräte 128 GByte oder mehr Platz mitbringen und die Datenspione/Industrie zwecks besserer Überwachung bzw. Abzocke zur Cloud rät.

Die drei Features haben nur wenige Geräte in sich vereint, die ich zur Auswahl ausgesucht hatte (so etwa 20 Stück). Alle andere Features hätten mehrere andere Kandidaten auch gehabt und dann bin ich bei den wenigen Kandidaten im Endkampf über den Preis gegangen. Bei dem Chip, dem RAM, der Connectivity, dem Display etc. nehmen sich m.E. moderne SmartPhones sowieso nicht viel, die Kamera ist wohl bei dem View 10 ganz gut, aber für mich irrelevant und die Kröte mit den biometrischen Entsperrungsverfahren muss ich halt schlucken. Ausbau ist sicher unmöglich, aber natürlich werde ich never-ever meinen Fingerabdruck nach China oder sonst wo senden und Gesichtserkennung erst recht nicht. Ich will nicht missionieren (hab ja nichts davon), aber wer so etwas nutzt, dem gehört es einfach nicht besser. Aber Alexa und Co zeigen ja ebenso, dass die Privatspäre und Datensicherheit dem typischen Anwender total egal sind.

Da das View 10 bereits am 28.12.2017 veröffentlicht wurde, ist im Original nur Android 8 drauf. Mir ist noch nicht ganz klar, ob es das Update auf Android 9 oder gar 10 gibt. Aber Android 9 habe ich – glaube ich – gehört und vielleicht bekomme ich ja sowieso ein Custom-Android drauf.

Android Open Source Project

Ich habe gerade die Vorstellung von dem neuen Huawei Mate 30 gelesen und dort wurde als Problem aufgezeichnet, dass Huawei nicht an das vollständige Android von Google kommt, sondern aufgrund des Handelskriegs mit den USA „nur“ mit AOSP ausgeliefert werden darf.

Es würde also etwa der Play Store und all das vorinstallierte Zeug fehlen, was sonst auf den SmartPhone üblich ist.

Aber das ist doch klasse. Genau das, was ich will. Kein zugemülltes Gerät, bei dem man das störende Zeug nicht einmal deinstallieren kann. Sondern gezielt im Nachhinein auswählen kann, was man denn wirklich braucht.

Ich suche ja schon lange nach einem SmartPhone, das werkmäßig mit LineageOS oder einem anderen Custom Android ausgeliefert wird. Das ist einfach nicht zu finden und die USA erzwingen nun, dass zumindest Huawei-Geräte im Moment so ein verbessertes Android nutzen müssen – auch wenn das System, auf dem ja die Custom-Varianten explizit aufsetzen, von denen leider selbst wieder ziemlich missbraucht wird. Schon ein Witz.

Wenn nur das neue Huawei nicht so abartig teuer wäre (über 1.000 EUR, was schon fast Apple-Irrsinn nahekommt) und nicht ein paar elementare Harddetails (wie ganz primitiv eine Kopfhörerbuchse) fehlen würden, wäre das in der Tat ein Kandidat für mich.

Aber mal schauen – der Handelskrieg wird auch andere Geräte in vernünftigen Preisregionen in die richtige Richtung hinsichtlich des Betriebssystems bringen. Muss nur schauen, wie schwer die Chinafirmen das Rooten dann machen. Denn dass auch die kein Interesse daran, dass der Anwender sein Gerät unter Kontrolle hat und ohne Ausspionage verwenden kann, ist leider klar. In dem Punkt sind nicht nur die USA böse.

5G & Co – mit oder ohne Huawei?

Es ist im Moment sicher eines der Aufregerthemen in der IT, ob man mit Huawei und seinen Tochterfirmen einen Teufelspakt schließt. Das beginnt bei dem Kauf von SmartPhones und PCs und endet beim Ausbau des kommenden 5G-Netzes noch lange nicht.

Wenn es nach Trump und den US-Amerikanern sowie von ihnen bezahlten Politikern und Lobbyisten in Deutschland bzw. Europa geht, ist die Sache eindeutig. Wenn man die Enthüllungen von Snowden & Co oder Wikileaks jedoch heranzieht, kann man den Standpunkt verstehen – aber sicher nicht gutheißen, weil da nur massivste wirtschaftliche Interessen der USA geschützt werden sollen. Und deren uneingeschränkter Zugang zu alle Informationen der gesamten Menschheit.

Gerade was den Vorwurf der Spionage angeht – natürlich wird Huawei Daten ausspionieren. Nur wo ist der Unterschied zu den Verhaltensweisen der US-Firmen, die ja etwa mit Cisco die gesamte zentrale Hardware des Internets unter Kontrolle haben und mit den Datenkraken von Apple. Amazon, Google, Microsoft & Co die willfähigen bzw. gezwungen Softwarespione? Von den ganzen verbrecherischen Machenschaften der US-Geheimdienste, die Snowden beispielsweise aufgedeckt hat, ganz zu schweigen.

Es ist meines Erachtens schlicht und einfach egal, ob uns die Chinesen oder die US-Amerikaner nach Strich und Faden ausspionieren und belügen.

Jeder muss sich selbst schützen und alles verschlüsseln, was nicht jeder Spion sehen soll. Das ist einfach und zwingend. Dann ist es für uns Europäer meines Erachten egal, ob wir mit Huawei die Zukunft in der mobilen Kommunikation schaffen oder auf die alten US-Monopolisten setzen.

Natürlich bleibt noch das Thema Menschenrechte, was im Zusammenhang mit China mehr als kritisch ist. Aber was Trump in den USA treibt (vor allen mit den illegalen Einwanderen) bzw. deren Geheimdienste in der ganzen Welt, ist definitiv nicht besser. Für mich handeln beide Staaten mittlerweile (leider) gleich verwerflich in der Hinsicht.

Damit entfällt das Argument und wenn man dann wählen muss – nun, ich habe ein Huawei Matebook im Einsatz und überlege mir ein Honor-SmartPhone zuzulegen. Das Zeug ist einfach günstiger und ich misstraue denen wie gesagt nicht mehr oder weniger als den US-Konkurrenten. Was mich noch in Richtung von Huawei bei SmartPhones drängt – die Warnungen, dass man im Playstore von Google und bei Android für diese Geräte auf Grund der politischen Lage bzw. des Drucks von Trump nicht mehr alles bekommt. So ein Zwang führt bei mir immer dazu, dass ich mich zum Wiederstand gezwungen sehe. Wenn ich darüber nachdenke, bin ich echt einfach zu manipulieren. Muss nur jemand sagen, dass man etwas nicht darf und schon muss ich es einfach machen. Zumindest wenn ich den Argumenten für dieses „Verbot“ nicht folgen kann. Ich kann wohl nicht anders.

Was man abschließen auch bedenken sollte – ohne Huawei wird 5G in Deutschland sowieso ein Projekt wie der Berliner Flughafen. Das wäre sicher für unser deutsches IT-Entwicklungsland der endgültige Abschuss. Wir sind ja jetzt schon so weit hinter den modernen Ländern, dass wir diese nur noch mit dem Fernglas sehen können.

HarmonyOS statt Android und in Zukunft vielleicht macOS, Windows, …

Zyniker könnten behaupten, dass es Trump geschafft hat. Er hat einen großen Sargnagel für einige amerikanische IT-Unternehmen eingetrieben und sie zumindest wirtschaftlich massiv geschädigt. Denn es ist ziemlich offensichtlich, dass der Handelskrieg mit China im Allgemeinen und Huawei im Besonderen, den der verwirrte alte Mann im Evil Office ausgelöst hat, zur Entwicklung von HarmonyOS entscheidend beigetragen hat. Zumindest hat Trump China so unter Druck gesetzt, dass China bzw. dessen Staatsunternehmen alles unternimmt, um von den USA unabhängiger zu werden. Und bei Huawei führt das dazu, dass man in Zukunft Android nicht mehr braucht. Apple ist sowieso außen vor und damit bricht zumindest in China ein riesiger Markt für Google bzw. dessen Mutterkonzern Alphabet Inc. weg. Aber mit Android ist es nicht vorbei. Auch Windows & Co wird damit in vielen Bereichen möglicherweise obsolet, denn dieses HarmonyOS, wie HongmengOS im Westen genannt wird, kann und soll zwar am Anfang nur Android ersetzen, soll aber schon jetzt nicht nur auf Smartphones, sondern weiteren IoT-Geräten laufen. Was m.E. letztendlich irgendwann dazu führen wird, dass dieses System auch auf „normalen“ Computern oder eigentlich allen Systemen laufen kann.
Natürlich stellt sich die Frage, ob man dieses System im Westen einsetzen wird? Auch wenn es Open-Source ist, wird das System von der chinesischen Staatsmacht kontrolliert und dabei wird vielen Leuten sicher unwohl.

Aber der „winzige“ europäische Markt als auch der immer noch sehr kleine US-Markt sind aus dem Blickwinkel nicht wirklich wichtig. Der riesige Markt in China geht verloren. Und die aufstrebenden anderen Märkte in Asien und Südamerika sowie Afrika – warum sollten Sie US-Produkten den Vorzug geben, wenn die Politik dieses Landes so aggressiv rein auf US-Vorteile ausgerichtet und seit Trump vollkommen unkalkulierbar ist?

Ich prophezeie, dass der größte Teil des IT-Zukunfsmarkts in den nächsten Jahren mit fliegenden Fahnen auf HarmonyOS & Co überlaufen wird und die Amerikaner Trump dafür verfluchen werden.

Huawei am Pranger

Nachdem der verwirrte alte Mann im EvalOffice China den Handelskrieg erklärt und vor allen Dingen Huawei als Stellvertreter auserkoren hat, zeigen sich – neben den ganze Sachen mit Android & mobilen Geräten – weitere Auswirkungen.

So ist angeblich das Huawei Matebook Pro in US nicht mehr über Microsoft-Stores erhältlich und wird vermutlich auch keine Updates mehr bekommen. Das betrifft mich sogar direkt, denn ich habe mir ein solches Gerät vor einigen Wochen gekauft. Gibt es eigentlich Bestandsschutz oder so was? Oder ist man willkürlichen Regeländerungen durch die US-Großmacht rechtlos ausgeliefert?

Ich bin definitiv nicht dafür China oder die EU als die Guten in diesem dummen Handelskrieg zu sehen. Und auch nicht US als Reich des Bösen. Zumal China Copyrights und Markenrechts wohl sogut wie gar nicht beachtet. Aber die US-Konzerne und deren politische Pappfiguren sind kein Deut besser – nur anders übel. Die großen EU-Konzerne wohl auch.

Dieses ganze Gezackere um „Amerika first – und der Rest der Welt kann den Bach runter gehen“ ist jedoch der falsche Ansatz in einer globalisierten Welt.

Vor allen Dingen kann ich mich einfach nicht dagegegen wehren, dass ich in allen Verhaltensweisen und Schritten von Trump kleinkindliches Trotzverhalten und einen absolut beschränkten Horizont glaube zu erkennen.