Ich habe gerade die Biographie von Eduard Snowden angefangen und erst wenige Seiten gelesen, aber seine Erinnerungen an die Geburt des WWW (irgendwie hat der beim Einstieg in meine Schulungen zu Internet-Programmierung abgeschrieben, hatte ich das Gefühl 😉 ) und der „Unschuld“ des Mediums zur damaligen Zeit machen schon wehmütig. Als nur interessierte und halbwegs kundige Personen das Internet genutzt haben, war alles viel einfacher.
Die Kommerzialisierung und damit juristische Versklavung hat mittlerweile dazu geführt, dass man kaum noch frei im Internet etwas machen kann. Weder als Content-Anbieter noch als Anwender, der permanent überwacht wird. Gerade viele Anwender geben doch durch Sprachsteuerung (Alexa, Siri, Sprachsteuerung in Autos, ) oder soziale Netzwerke vollkommen die Privatsphäre auf und wenn dann „zufällig“ noch andere Personen in der Nähe sind, werden auch die mit getrackt – SmartPhones mit Geolocation sei Dank.
Das jüngste, verschärfte Urteil zur Notwendigkeit der aktiven Zustimmung bei fast vollkommen harmlosen Cookies zeigt wieder, dass zahlreiche – oft sogar sicher gut gemeinte – Aktionen das Internet mehr oder weniger lahmlegen. Insbesondere wird auf breiter Front der Datenschutz geschädigt. Ich kann immer nur wiederholen – mit ständigen oberlehrerhaften Hinweisen auf Trivialitäten verärgert man die Anwender so, dass Datenschutz zum Hasswort wird. Hier lassen sich zuviele Leute vor den Karren der Datenspione spannen, ohne dass sie einen Schimmer vom Internet haben.
Das letzte Urteil zu den Cookies wird die Akzeptanz von Datenschutz gegen Null fahren.
Es nervt nur, wenn man permanent auf Webseiten überflüssige Warnungen wegklicken muss, die 95% der Anwender nicht interessieren (siehe Verweis auf Alexa, Siri und Co) und von denen dem Rest vollkommen klar ist, dass man damit verbundene technische Aktionen machen muss.
Die meisten Urteile zum Internet orientieren sich – mit Verlaub – an den Dümmsten der Dummen, vollkommen Desinteressieren, die man missionieren will, oder Ignoranten der Wahrheit und behindern/nerven alle halbwegs kundigen Anwender. Und mit dem vermeindlichen Schutz der „Dümmsten der Dummen“ meine ich nichts die Schwachen in der Gesellschaft. Denen hilft so ein Gesetz ganz und gar nicht.