Buchbesprechung – Permanent Record: Meine Geschichte

Back-2-the-roots – wieder einmal. Früher habe ich für mehrere Comuputerzeitschriften über einige Jahre IT-Bücher besprochen. Also bezahlt Bücher gelesen und Artikel bzw. Rezensionen darüber geschrieben. Ganz klassisch neben meinen anderen IT-Fachartikeln. Die Zeiten sind für mich vorbei und stattdessen habe ich über die vielen Jahre seit meinem ersten Buch 1995 mittlerweile vielleicht 80 oder 90 IT-Bücher (mit allen Querauflagen etc.) veröffentlicht und vielleicht 100 – 150 Schulungsunterlagen/Schulungshefte geschrieben. Aber seit über 15 Jahren habe ich garantiert keine Buchbesprechung mehr gemacht. Das will ich aus gegebenem Anlass ändern, auch wenn ich – im Gegensatz zu früher – dafür kein Honorar bekomme und auch nur hier in meinem Blog veröffentliche. Aber das Werk an sich ist zu wichtig.

Es geht um das Buch von dem Whistleblower Eduard Snowden (nein – ich verdiene an dem Link zu Amazon nichts und man kann/sollte das Buch gerne auch woanders kaufen – aber irgendeine Kaufoption will ich verlinken). Titel ist „Permanent Record: Meine Geschichte“ und ich habe es mir vor einigen Wochen gekauft.

Nun bin ich endlich mit dem Buch durch. Endlich, weil es sich m.E. sehr zähflüssig ließt und sich – insbesondere am Anfang – zuviel in die Geschichte der Familie Snowden und andere Nebensächlichkeiten verzettelt. Die wirklich wichtigen und interessanten Teile muss man am Anfang suchen.

Auch ist Snowden m.E. nicht der begnadete Autor. Diverse Kritiker werfen ihm ebenso vor, dass

  • er sich in Selbstmitleid verliert,
  • keine wirklichen Neuigkeiten in dem Buch preisgibt oder
  • fachliche Fehler macht und damit unglaubwürdig wird.

Diesen Kritikpunkten kann ich mich sogar zum Teil anschließen. Dessen ungeachtet spreche ich eine Kaufempfehlung aus. Denn die Enthüllungen der Spionage- und Überwachungsverbrechen der USA sind geschichtlich so wichtig gewesen, dass man sich rein aus kultureller Sicht damit beschäftigen muss.

Und da ist es für ein objektives Bild wichtig, den Helden der Aktion „persönlich“ zu hören.

EuGH schädigt mit Cookie-Urteil weiter die Akzeptanz des Datenschutzes

Ich habe gerade die Biographie von Eduard Snowden angefangen und erst wenige Seiten gelesen, aber seine Erinnerungen an die Geburt des WWW (irgendwie hat der beim Einstieg in meine Schulungen zu Internet-Programmierung abgeschrieben, hatte ich das Gefühl 😉 ) und der „Unschuld“ des Mediums zur damaligen Zeit machen schon wehmütig. Als nur interessierte und halbwegs kundige Personen das Internet genutzt haben, war alles viel einfacher.

Die Kommerzialisierung und damit juristische Versklavung hat mittlerweile dazu geführt, dass man kaum noch frei im Internet etwas machen kann. Weder als Content-Anbieter noch als Anwender, der permanent überwacht wird. Gerade viele Anwender geben doch durch Sprachsteuerung (Alexa, Siri, Sprachsteuerung in Autos, ) oder soziale Netzwerke vollkommen die Privatsphäre auf und wenn dann „zufällig“ noch andere Personen in der Nähe sind, werden auch die mit getrackt – SmartPhones mit Geolocation sei Dank.

Das jüngste, verschärfte Urteil zur Notwendigkeit der aktiven Zustimmung bei fast vollkommen harmlosen Cookies zeigt wieder, dass zahlreiche – oft sogar sicher gut gemeinte – Aktionen das Internet mehr oder weniger lahmlegen. Insbesondere wird auf breiter Front der Datenschutz geschädigt. Ich kann immer nur wiederholen – mit ständigen oberlehrerhaften Hinweisen auf Trivialitäten verärgert man die Anwender so, dass Datenschutz zum Hasswort wird. Hier lassen sich zuviele Leute vor den Karren der Datenspione spannen, ohne dass sie einen Schimmer vom Internet haben.

Das letzte Urteil zu den Cookies wird die Akzeptanz von Datenschutz gegen Null fahren.

Es nervt nur, wenn man permanent auf Webseiten überflüssige Warnungen wegklicken muss, die 95% der Anwender nicht interessieren (siehe Verweis auf Alexa, Siri und Co) und von denen dem Rest vollkommen klar ist, dass man damit verbundene technische Aktionen machen muss.

Die meisten Urteile zum Internet orientieren sich – mit Verlaub – an den Dümmsten der Dummen, vollkommen Desinteressieren, die man missionieren will, oder Ignoranten der Wahrheit und behindern/nerven alle halbwegs kundigen Anwender. Und mit dem vermeindlichen Schutz der „Dümmsten der Dummen“ meine ich nichts die Schwachen in der Gesellschaft. Denen hilft so ein Gesetz ganz und gar nicht.