Und wieder ein weltfremdes Urteil zu Cookies zu Ungunsten des Datenschutzes

Erneut haben Juristen die Realität ignoriert und ein Urteil zur Verwendung von Cookies rausgehauen, das vollkommen an den Bedürfnissen im Web vorbeigeht und Anwender terrorisiert. Das neuste Urteil des Bundesgerichtshofs hat festgelegt, dass die Zustimmung zu Cookies im Internet nicht voreingestellt sein darf. Was auf den ersten Blick als Sieg des Datenschutzes aussieht, ist bei genauerer Analyse das Gegenteil.

Natürlich tracken Webseiten Anwender!!

Immer und zu jeder Zeit.

Cookies sind ein (winziger) Bestandteil dieses Workflows. Doch statt diese Tatsache und eine rudimentäre Fähigkeit bzw. Intelligenz eines Anwenders als Grundvoraussetzung einkalkulieren, wurden sogar neue Forderungen für weitergehende, zusätzliche Warnungen angekündigt. Anwender sollen in Zukunft mit weiteren voraus gestellten Warnhinweisen genervt werden, bevor sie an die gewünschten Informationen kommen.

Unabhängig von dem Mehraufwand bei der Bereitstellung von Informationen und Dienstleistungen im Web – das Resultat dieser unerträglichen Bevormundung und Nerverei ist klar. Datenschutz wird nur noch negativ assoziiert und kein Mensch wird mehr Warnhinweise lesen.

Ihr Juristen torpediert aus Unkenntnis oder Ignoranz Datenschutz, wann immer es möglich ist. Und dann gebt ihr es noch als Schutz der Anwender aus. Danke für gar nichts!

EuGH-Urteil zu Hass-Posts im Internet

Ich bin ausdrücklich juristischer Laie, kenne und nutze das Internet schon lange. Insbesondere in einer Zeit vor der juristischen und kommerziellen Vergewaltigung. Vielleicht bin ich auch deswegen so empört über die permanenten juristischen Fehlurteile, die in der Regel einfach nur von Realitätsferne und Weltfremdheit sowie technischer Inkompetenz zeugen. Gerade das letzte Urteil zur Verwendung von Cookies war m.E. wieder so Fehlurteil, das vermutlich gut gemeint war, den Datenschutz jedoch einfach nur zum Hassobjekt verurteilt und damit massiv geschädigt hat. Nicht umsonst werden in fast allen akutellen Computerzeitschriften Tipps gegeben, wie man sich als Anwender vor den erzwungenen, überflüssigen und einfach nur nervenden Warnungen schützen kann (insbesondere das Plugin „I don’s care about Cookies“, das ich schon lange verwende).

Nun hat das EuGH wieder zugeschlagen und Anbieter von Content verurteilt, gegen Hass-Posts vorzugehen. Ggf. sogar weltweit. Und dieses Mal bin ich unsicher, wie ich das Urteil bewerten soll. M.E. gibt es wie üblich sehr viele negative Aspekte und Auswirkungen, aber eben auch positive. Denn der explodierenden Zunahme an Hass-Post muss ein Riegel vorgeschoben werden. Leider ist die Unschuldszeit des Internet (die ich noch gut kenne) vorbei und es hilft nichts, die Augen vor der Realität zu verschließen. Das Urteil ist zumindest ein Versuch, diesem anonymen Hass zu begegnen. Und das Urteil zielt auch auf die richtigen Stellen – die sozialen Netzwerke rund um Facebook.

Aber letztendlich öffnet das Urteil der Zensur Tür und Tor. Oder was ist eigentlich ein Hass-Post? Was nur Satire? Was eine unliebsame politische Aussage?

Und dann die Fragen nach der rechlichen Verantwortung. Wer beurteilt, ob ein Content „verboten“ ist? Die Stasi? Ach nein. Schon aufgelöst. Der verwirrte alte Mann im amerikanischen Evil-Office? Die AFD? Die Staatsanwaltschaft in Polen? Der Vatikan? Das Dilemma ist wie immer, dass ganz unterschiedliche Regeln gelten und man niemals lokale Wert- und Rechtsvorstellungen auf das Internet übertragen kann und darf.

 

EuGH schädigt mit Cookie-Urteil weiter die Akzeptanz des Datenschutzes

Ich habe gerade die Biographie von Eduard Snowden angefangen und erst wenige Seiten gelesen, aber seine Erinnerungen an die Geburt des WWW (irgendwie hat der beim Einstieg in meine Schulungen zu Internet-Programmierung abgeschrieben, hatte ich das Gefühl 😉 ) und der „Unschuld“ des Mediums zur damaligen Zeit machen schon wehmütig. Als nur interessierte und halbwegs kundige Personen das Internet genutzt haben, war alles viel einfacher.

Die Kommerzialisierung und damit juristische Versklavung hat mittlerweile dazu geführt, dass man kaum noch frei im Internet etwas machen kann. Weder als Content-Anbieter noch als Anwender, der permanent überwacht wird. Gerade viele Anwender geben doch durch Sprachsteuerung (Alexa, Siri, Sprachsteuerung in Autos, ) oder soziale Netzwerke vollkommen die Privatsphäre auf und wenn dann „zufällig“ noch andere Personen in der Nähe sind, werden auch die mit getrackt – SmartPhones mit Geolocation sei Dank.

Das jüngste, verschärfte Urteil zur Notwendigkeit der aktiven Zustimmung bei fast vollkommen harmlosen Cookies zeigt wieder, dass zahlreiche – oft sogar sicher gut gemeinte – Aktionen das Internet mehr oder weniger lahmlegen. Insbesondere wird auf breiter Front der Datenschutz geschädigt. Ich kann immer nur wiederholen – mit ständigen oberlehrerhaften Hinweisen auf Trivialitäten verärgert man die Anwender so, dass Datenschutz zum Hasswort wird. Hier lassen sich zuviele Leute vor den Karren der Datenspione spannen, ohne dass sie einen Schimmer vom Internet haben.

Das letzte Urteil zu den Cookies wird die Akzeptanz von Datenschutz gegen Null fahren.

Es nervt nur, wenn man permanent auf Webseiten überflüssige Warnungen wegklicken muss, die 95% der Anwender nicht interessieren (siehe Verweis auf Alexa, Siri und Co) und von denen dem Rest vollkommen klar ist, dass man damit verbundene technische Aktionen machen muss.

Die meisten Urteile zum Internet orientieren sich – mit Verlaub – an den Dümmsten der Dummen, vollkommen Desinteressieren, die man missionieren will, oder Ignoranten der Wahrheit und behindern/nerven alle halbwegs kundigen Anwender. Und mit dem vermeindlichen Schutz der „Dümmsten der Dummen“ meine ich nichts die Schwachen in der Gesellschaft. Denen hilft so ein Gesetz ganz und gar nicht.

EuGH-Urteil zu Facebooks Like-Button

Ganz toll – der EuGH hat geurteilt, dass Nutzer der Datenerhebung durch Facebook zustimmen müssen, bevor sie Webseiten mit einem Like-Button sehen dürfen.

Und wie soll das gemacht werden? Webseitenbetreiber müssen die Besucher vor dem Anzeigen der Webseite informieren. So einen elenden Müll haben wir doch schon hinsichtlich Cookies. Noch mehr nervende Blockaden, die jeder Anwender ungelesen wegklickt. Dieses Urteil geht komplett an der Praxis vorbei und ist wieder einmal (vermutlich) gut gedacht, aber grottenschlecht gemacht. Wenn Datenschutz durch solche nervenden Maßnahmen nur noch als lästig empfunden wird, hilft das nichts. Solche Urteile beschädigen die Akzeptanz des Datenschutzes.
Es gibt nur eine Lösung und die will scheinbar niemand einsehen, der nicht aus der IT-Branche ist. Jeder Nutzer ist im Internet vollkommen transparent und das muss einfach klar sein und das muss akzeptiert werden – sonst muss Anwendern der Zugang zum Internet verweigert werden.

Niemand stellt sich im gut gefüllten Schwimmbad auf das 3-Meter-Brett und pinkelt von da ins Wasser. Aber sogenannte Datenschützer und viele Politiker fordern, dass jeder Anwender in Internet permanent darauf hingewiesen wird, dass man bei so Aktionen beobachtet wird. Warum wird sich im Internet immer wieder an den DAUs orientiert? Kann man nicht zumindest rudimentäre Dinge voraussetzen, die man im realen Leben auch nicht immer wieder erklären muss?