Richtungswechsel des IC2 dauert bis zu 1 Stunde – wegen Problemen beim Betriebssystem

Auf Golem ist ein Artikel zu finden, den ich kaum glauben kann. Angeblich dauert das Booten des Betriebssystems in einem neuen IC2 bis zu einer Stunde. Stunde (!!) – nicht Minute. Ok – ein modernes Tablet oder SmartPhone bootet in vielleicht 30 Sekunden, aber es ist mir natürlich klar, dass in einem modernen Zug etwas mehr Technik steckt und schon andere Maßstäbe gelten. Selbst meine Workstation braucht gut 3 Minuten, bis sie da ist. Was aber an Windows liegt, denn mit Linux ist das Teil in weniger als der Hälfte der Zeit betriebsbereit.

Was aber als brauchbarer Vergleich herhalten kann, ist die Startzeit von einem kleinen Firmennetzwerk. Und da sollte in der Regel keine Stunde für einen Start vergehen. Vielleicht 10 Minuten, wenn es alte und nicht sonderlich leistungsfähige Hardware ist. Die Vermutungen der Foristen bei Golem gehen dahin, dass einfach uralte IT-Technik in die Züge verbaut wurde. Natürlich kommen auch die Kritiken zu vollkommen überladener und viel zu komplexer Technik in modernen Verkehrsmitteln auf den Tisch. Andere fragen nach dem Basisbetriebssystem, denn dazu schweigt sich Golem leider aus. Aber der Artikel tippt auf Probleme bei eben diesem Betriebssystem der Züge.

Anyway. Das OS der Züge soll regelmäßig zusammenbrechen und einen Neustart erzwingen. Insbesondere breche das OS beim Wechsel der Fahrtrichtung zusammen. Sehr lustig (!), denn das OS ist angeblich genau für den Vorgang „optimiert“.
Die Bahn hat auf jeden Fall reagiert und die Abnahme weiterer IC2 verweigert, denn der Boot-Vorgang des Systems mit Zeiten von eben etwa eine Stunde würde immer wieder zu Verzögerungen und Verspätungen führen.

 

Bequem :-) und unzuverlässig :-(

Ich habe mich tatsächlich mal wieder getraut und bin zu einer 2-tägigen Schulung mit der Bahn gefahren. Köln war das Ziel. Aber nicht eine meiner üblichen Standardlocations auf der rechten Rhein-Seite, sondern in Köln-Ehrenfeld. Also ziemlich zentral und nicht weit vom Zentrum. Da mit dem Auto hinzufahren ist suboptimal. Erst einmal ist die Anreise durch den Stau rund um Köln und dann erst recht in der Innenstadt (auch wenn im Moment in vielen Bundesländern schon Sommerferien sind) nicht wirklich angenehm. Und dann muss man noch einen Parkplatz finden, was in der Ecke nicht gerade einfach ist. Mein Kunde stellte auch keinen eigenen Parkplatz bereit.
Also habe ich der Bahn – wieder einmal – eine Chance gegeben. Ich will ja was für den Umweltschutz tun oder zumindest der Umwelt etwas weniger schaden und auf einige Autofahrten verzichten, wenn es umweltfreundlichere Alternativen gibt.

Dabei habe ich mir den Luxus gegönnt und die 1. Klasse genommen. Wenn man rechtzeitig bucht und auf flexible Zugwahl verzichtet, ist das gar nicht so viel teuerer als die 2. Klasse mit Platzreservierung – gerade wenn man die Kosten steuerlich geltend machen kann. Und immer noch erheblich billiger als mit dem Auto, wenn man ehrlich ist und nicht die Milchmädchenrechnung mit den reinen Benzinkosten als Vergleich heranzieht.
Zudem kann man im Zug – gerade in der 1. Klasse – ganz gut schlafen oder arbeiten, wenn man einen Platz mit Tisch nimmt. Wobei ich sowohl auf der Hin- als auch Rückreise nur einen IC hatte und es da kein Internet wie im ICE gibt. Aber zumindest in der Nähe von großen Städten geht Tethering mit dem SmartPhone und man kann temporär was online machen.

Die Hinfahrt nach Köln hat ganz gut geklappt. Zug nach Mz-Hbf war pünktlich und der IC nach Köln ebenso. Und da ich am Wochenende zuvor bis spät am Abend körperlich hart gearbeitet hatte und um 5 Uhr schon wieder aufstehen musste, habe ich auf der Strecke tatsächlich noch Schlaf nachholen können. Eigentlich alles gut – bis wir kurz vor Köln waren und nicht in den Hauptbahnhof einfahren konnten, da ein defekter ICE die Strecke blockiert hatte. Und schon waren 15 Minuten Verspätung drin. Umsteigenzeit für meinen Anschlusszug waren 14 Minuten. Nur „zuverlässig“ wie die Bahn ist – auch der hatte am Kölner Hauptbahnhof ziemlich Verspätung und deshalb habe ich ihn sogar bekommen. Ich war dann statt den eingeplanten 8:25 Uhr um 8:50 Uhr im Schulungsunternehmen, aber da die Schulung um 9:00 Uhr beginnen sollte, war das gerade noch in-time.

Der IC ist übrigens weiter nach Hamburg gefahren und dahin muss ich dieses Jahr auch noch mindestens 2x. Eventuell mit der Bahn, nur der IC braucht von Mainz nach Hamburg über 6 Stunden. Auch wenn der IC durch das schöne Rhein-Tal fährt – nach HH sollte es schon schneller gehen und da ist – falls es die Bahn wird – nur ein ICE sinnvoll. Leider brauchen die aber die nächsten Monate viel länger als üblich, da vor HH die Strecke saniert wird und die ICEs deshalb einen Umweg fahren.

Der IC für die Rückfahrt kam ultrapünktlich in Köln an, hat aber dann bis Bonn bereits 9 Minuten Verspätung eingefahren. Bei einer geplanten Umsteigezeit von 13 Minuten in Mainz zum letzten Abschnitt war das schon von Anfang an eine elende Hypothek für den Rest der Rückreise. Aber da keine weitere Verspätung dazu kam, habe ich die S6 dann dennoch knapp erwischt und bin wie geplant angekommen.

Wobei ich mit dem IC bewusst für die Hin- und Rückfahrt nach Köln eine langsamere Variante als mit dem ICE gewählt hatte. Denn der IC verkehrt direkt zwischen Mainz und Köln, während der ICE einen weiteren Umstieg in FFM notwendig macht. Für die konkrete Reise hier sogar bei einigen Verbindungen noch einen weiteren Umstieg in Köln/Deutz bzw. Messe. Jeder Umstieg ist bei der Bahn mittlerweile leider ein unkalkulierbarer Risikofaktor. Man kann eigentlich fast sicher sein, dass einer der geplanten Anschlüsse garantiert verpasst wird und eine planmäßig schnellere Verbindung in der Praxis viel länger dauert. Ich hatte den Start meiner Rückreise ab Köln Hbf auch erst 45 Minuten nach der Schulung geplant, obwohl es vorher Züge gab. Das war einmal, um keinen Stress zu haben und zudem, weil die Verbindungen davor eben keine Direktverbindungen nach Mainz waren. Auf bahn.de habe ich während der Schulung schon mitbekommen, dass es bei allen (!) vorherigen ICE-Verbindungen Probleme gab und die Anschlusszüge grundsätzlich nicht erreicht wurden.

Trotzdem fällt mein Fazit von diesem erneuten Versuch für die Bahn nicht schlecht aus – vermutlich werde ich alt, aber die Anreise zu Schulungen mit der Bahn gefällt mir doch immer mehr. Es ist einfach bequemer, wenn man in Innenstädte muss. Wenn die Bahn nur pünktlicher und zuverlässiger wäre! Gerade bei einer Anreise am Tag einer Schulung muss man wohl mindestens eine Stunde Puffer einrechnen :-(. Aber ich werde die Bahn wohl doch mehr nutzen in Zukunft, da für mich die Vorteile so langsam schwerer wiegen.