Wen macht KI wann überflüssig? Versuch als Nostradamus

Im Rahmen des aktuellen Hypes um künstlichen Intelligenz (KI), der für mich erfreulich meine ganzen Onlinetraining bei LinkedIn Learning (LiL) ziemlich befeuert (ganz neue Kurse wie KI-unterstütztes Programmieren mit OpenAI und ChatGPT, aber auch etablierte wie Python für die Datenanalyse 2: Machine Learning,  Python: Statistische Auswertungen, Mathematik-Grundbegriffe für Programmierer, Python für die Datenanalyse 1: Grundlagen oder auch  Daten aus Tabellenkalkulationsprogrammen mit Python bearbeiten), kommt immer mehr die Diskussion auf, welche Berufsbilder durch KI verschwinden werden, sich grundlegend ändern oder deren Bedarf an Menschen in den Berufen massiv abnehmen wird.

Gerade wurde ich auf einem Vortrag aufmerksam, ob Programmierer in der nächsten Zeit durch KI überflüssig werden. Das steht natürlich in krassem Widerspruch zu dem Gebetsmühlenartig zu hörenden Gejammer, dass so unglaublich viele IT-Fachleute fehlen würden. Denn natürlich steht „Programmierer“ nur als populärer Aufhänger für allgemeine IT-Berufe. Ich hatte über meine Selbständigkeit eigentlich nie Probleme, Aufträge zu bekommen und die letzten Jahre immer eher das Problem, welche Aufträge ich aus einer viel zu großen Anzahl an Anfragen auswähle. Zudem kann ich mittlerweile langsamer machen und wenn Anfragen zurückgehen, müssen sie erst einmal die 100% Auslastung unterschreiten und ich für mein Empfinden zu wenige Anfragen erhalte. Das wird dauern.

Auch wenn ich von KI eigentlich nur profitiere und negative Auswirkungen mich nicht mehr beruflich erreichen, wage ich dennoch eine Prognose, wie sich KI auf meinen Beruf bzw. meine Tätigkeiten, aber auch andere Berufsbereiche auswirkt. Mit der Bitte bzw. Absicht, das in 5 und 10 Jahren zu Verifizieren.

• IT-Fachleute: Ja, ich stimme zu, dass der Bedarf massiv abnehmen wird. Meine Branche hat aktuell ein Allzeit-Hoch, aber vom Gipfel kann es naturgemäß nur noch runter gehen. Was man mit ChatGPT & Co jetzt schon in Hinsicht auf Programmierung, Software-Dokumentation, Administration, Testing, IT-Support hinbekommt, ist im Grundlagenlevel so umfangreich, dass ich in 5 Jahren vielleicht noch Bedarf an maximal 50% der bisherigen IT-Kräfte sehe. In 10 Jahren vielleicht noch 25%. Denn Kontrolle und komplexere Planungen werden wohl weiter Menschen vorausetzen und IT-Fachleute werden ihre Nische erhalten. Aber die Anforderungen an die IT-Kräfte werden sich ändern und Programmierung auf einer viel höheren Ebene aufsetzen. Grundstrukturen auf der Basis von Iterationen, Entscheidungen, aber auch Klassen etc. wird man nicht mehr schreiben müssen.
• Der Bedarf an Autoren (habe ja auch zahlreiche Bücher und Fachartikel geschrieben) und Journalisten wird ganz massiv abnehmen. Und zwar schon kurzfristig, nicht erst in 5 oder 10 Jahren.
• Übersetzer (das habe ich auch schon gemacht) werden überflüssig. Eines meiner letzten Bücher (Webanwendungen erstellen mit Vue.js) wurde bereits von einer KI ins Englische übersetzt,
• Trainer und Dozenten werden m.E. kaum Probleme bekommen, wenn sie KI als Partner einsetzen. Im Gegenteil – hier sehe ich steigenden Bedarf, wenngleich die Themen sich verändern.

Und jetzt zu den Auswirkungen der KI-Entwicklung, mit denen ich selbst keine berufliche Übereinstimmung habe. Ich sage voraus, dass Handwerk (was von KI nicht ersetzt wird) und alle Arbeiten mit Tätigkeiten jenseits des Computers explodierenden Bedarf haben und auch finanziell massiv aufgewertet werden. Die großen Verlierer werden die sein, die aktuell hochbezahlt sind und teils noch stark von jungen Leuten angestrebt, bei denen ich aber in 5 Jahren vielleicht noch einen Bedarf von maximal 50% und in 10 Jahren vielleicht 10% oder weniger sehe.

Das sind m.E. alle Berufe mit beratender Tätigkeit wie Steuerberater oder Anwälte. Die einfachen Themen (denn das ist nur auf trivialen Daten – Gesetze – basierend) kann eine KI locker übernehmen. Auch Börsenmakler, Wirtschaftwissenschaftler im weiteren Sinn und Consultants etc. werden weitgehend überflüssig. Selbst im medizinischen Bereich wird es weniger Bedarf hinsichtlich der Diagnostik geben, aber das wird durch Pflege- und Betreuungsbedarf sicher kompensiert. Künstler werden m.E. auch massiv unter der KI-Konkurrenz leiden. Aber das wird m.E. einen reinigenden Effekt haben und echte Kunst rausschälen. Wenn man etwa die aktuelle Musik mit den ganzen Computereffekten hört, braucht es keine Komponisten oder Musiker, um diesen Geräuschbrei zu erstellen. Handgemachte Musik oder auch Gemälde werden dagegen extrem aufgewertet.

Wenn ich heute jungen Leuten etwas empfehlen sollte – geht ins Handwerk oder macht was, was im wahrsten Sinn Hand und Fuß braucht.