DSGVO, komplette HTTPS-Umstellung und Webseitenstilllegung

Die kommende DSGVO macht mir richtig Sorgen. Das wird m.E. der größte Angriff auf die Freiheit im Internet, der wohl jemals vorgenommen wurde. Unter dem Deckmantel des Datenschutzes wird in Wirklichkeit alles torpediert, was an Datenschutz tatsächlich sinnvoll ist. Vor allen Dingen sind alle unbescholtenen Webseitenbetreiber in großer Gefahr abgemahnt zu werden, wenn diese unselige Verordnung Ende Mai wirklich kommt. Es gilt vorzusorgen, um für skrupellose Abmahnanwälte kein zu leichtes Opfer zu sein.

Ich bin zwar ein bisschen unschlüssig, ob meine Hysterie nicht an Paranoia grenzt. Denn ich muss zugeben, dass ich auch damals die Jahrtausendumstellung und das Y2-Problem im Vorfeld viel kritischer gesehen habe als die tatsächliche Umstellung dann war. Aber da ich kommenden Montag im Rahmen einer Veranstaltung unseres Business-Netzwerks zu dem Thema einiges zu der Diskussion beitragen soll und will, habe ich mich mitterweile genauer informiert. Und was ich gefunden habe ist noch beunruhigender als das, was mir bis vor wenigen Tagen schon klar war. Eine sehr interessante Quelle habe ich hier gefunden.

Ich habe auf jeden Fall für meine Seiten einige Maßnahmen durchgeführt, die nach meinem aktuellen Wissensstand notwendig oder zumindest sinnvoll sind. Auch wenn sie überzogen aussehen sehen mögen und vielleicht auch sind.

Löschen aller Seiten, die man nicht ständig kontrollieren kann oder will

Ich habe heute mehrere Webseiten stillgelegt. Diese sind zwar in jeder Hinsicht vollkommen harmlos gewesen, aber für jede Seite, die man in Zukunft im Web halten will, sollte man bereit sein permanent Aufmerksamkeit und Arbeit zu investieren. Einfach so eine Seite ins Internet hochladen, mit einem Impressum und einer Datenschutzerklärung auszustatten und dann in Ruhe zugänglich zu lassen, langt definitiv nicht mehr.

Warnung von Cookies

Schon geraume Zeit muss jede Seite diese lächerliche Warnung vor Cookies anzeigen, wenn man solche verwendet (was eigentlich immer rein technisch notwendig ist). Unter WordPress hilft das Plugin Cookie Consent ziemlich gut und unter Joomla CookieHint.

Entfernen aller Button oder sonstiger Verknüpfungen zu sozialen Netzwerken

Es gibt zwar Erklärungen von den üblichen sozialen Netzwerken und Internetdiensten rund um Youtube, Google, Facebook & Co, die man in seine Datenschutzerklärung der Webseite integrieren kann, wenn man deren Features einbindet. Dennoch habe ich alle Verbindungen zu diesen Angeboten beseitigt, soweit ich diese heute gefunden habe. Aber für den Fall, dass ich noch irgendwelche Stellen übersehen habe, binde ich dennoch diese Erklärungen ein.

Löschen aller Werbebanner

Spätestens seit den Umstellungen der Bedingungen zur Teilnahme an den Partnerprogrammen von Google, Youtube & Co lohnen sich Werbebanner für 99% aller Webseite nicht mehr oder man kommt gar nicht in das Partnerprogramm. Wenn man sich dann noch ehrlich klar macht, wie minimal die Einnahmen von den Bannern wirklich sind (auch bei anderen Anbietern von solchen Adsense-Verträgen), wie maximal man damit aber seine Webseiten verschandelt und vom eigentlich Inhalt der Webseite ablenkt, ist eine Entfernung dieses Werbeschmutzes der einzig richtige Weg. Die Webseite wird schneller, schlanker, übersichtlicher und zudem hat man zumindest eine kleine Chance, dass man hinsicht der DSGVO nicht als kommerzielle Webseite gebrandmarkt wird (was bereits bei einem einzigen Werbebanner der Fall ist) und damit die gleichen Regularien einhalten muss wie Facebook, Amazon, Google, ebay etc. – nur ohne deren Rechtsabteilung. Und Webseiten mit einem Business-Hintergrund wirkcn sowieso vollkommen unprofessionell, wenn auf diesen Werbung für irgendjemand Fremdes gemacht wird.

Deaktivierung von Nutzeranmeldung und Registierung

Ich habe auf einigen Seiten die Registrierung von Nutzern und die Anmeldung deaktiviert. Das schützt schon mal vor einigem potentiellen Ärger. Natürlich geht damit viel Komfort und Leistung verloren, aber das Risiko durch die DSGVO ist zu groß. Chats, Foren, Gästebücher, Kommentare etc. würde ich ab sofort grundsätzlich abstellen. Ich habe so gut wie alles in der Art von meinen Seiten verbannt oder werde das noch tun, wenn ich was übersehen habe (was auf jeden Fall so sein wird).

Umstellung auf https

Ich habe so gut wie alle verbliebenen Webseiten auf https umgestellt. Das ist vermutlich der unbekannteste Passus der neuen DSGVO. Wann immer eine Kommunikation mit Besuchern vorgenommen wird (etwa Kontaktformular, Anmeldung oder Registrierung etc.), muss das sicher erfolgen. Und das bedeutet verschlüsselt. Mir ist die genaue Rechtsauffassung nicht ganz klar, aber zur Sicherheit habe ich gleich alle Webseiten so konfiguriert, dass sie nur noch über https erreichbar sind. Das hat auch erhebliche Vorteile hinsichtlich dem Ranking in Google, was ein angenehmer Nebeneffekt ist. So gesehen hat die DSGVO ein Gutes – ich wurde gezwungen, mich endlich mit dem Thema zu beschäftigen.

Als Erstes braucht man ein Zertifikat und das bekommt man kosten los bei Let’s Encrypt. Das kann man dann für jede Domain auf seinem Server einrichten (etwa mit Plesk) oder auch der Provider sollte dieses Feature anbieten (sonst muss man dringend den Provider wechseln).

In meinem speziellen Fall habe ich meine Webseiten auf einem V-Server, der mit Plesk administriert wird. In reinem Apache wird für einen Zwang zu https die Anweisungen einfach in der .htaccess notiert.

<IfModule mod_rewrite.c>
RewriteEngine On
RewriteCond %{HTTPS} off
RewriteRule (.*) https://%{HTTP_HOST}%{REQUEST_URI} [R=301,L]
</IfModule>

In Plesk notiert man das in die Einstellungen des vHost innerhalb des Plesk-Panels unter den Einstellungen für Apache & nginx. Diese Direktiven sollten aber sowohl für http alsauch https gesetzt werden. Dann werden alle Seiten auf der jeweiligen Domain nur noch per https ausgeliefert.

Zur Sicherheit sollte man dann auch noch alle URLs von http auf https umstellen. Da ich zudem hauptsächlich mit WordPress arbeite, hat mir dazu das Plugin Velvet Blues Update URLs sehr gute Dienste geleistet.

Datenschutzerklärung

Zum Schluss bleibt noch die Datenschutzerklärung, die ich auf einigen Seiten schon drin habe. Andere muss ich noch anpassen, aber es sind ja noch ein paar Tage Zeit. Ich werden diese maximal erstellen, auch wenn ich versucht habe alles aus meinen Seiten rauszuhalten, was da kritisch sein kann. Aber ich werde einen Teufel tun und eine Lücke lassen, wenn ich irgendwo etwas vergessen oder übersehen habe. Ich habe es schon einmal gesagt – diese nun notwendigen Passagen sind so umfangreich, dass niemand sowas je lesen wird und das wird wohl auch das Ziel sein. Die Verordnung widerspricht auf das Übelste dem Gebot der Transparenz.

Der Skandal rund um den Facebook-„Skandal“ weitet sich aus

Langsam frage ich mich, ob ich der Hintertoni bin? Jetzt geht doch die Meldung durch die Medien, dass in Deutschland 65 (!!!) User eine App installiert hätten, welche die Verwertung von Daten bzgl. des aktuellen Facebook-„Skandals“ möglich gemacht hätten. 65!! In Worten Fünfundsechzig! In ganz Deutschland. Ja – aber…. – die wären ja mit Leuten vernetzt und damit wären es ca 300.000 User.

Ich fasse es einfach nicht, dass ich mich gezwungen sehe die Datenkrake Facebook permanent verteidigen zu müssen.

Aber bei solcher Dummheit kommen fundierte, seriöse Stimmen gar nicht zu Wort. Ich habe gerade in dem hektischen Geschrei der Politikerdummies und des IT-Pöbels im TV ein kurzes Interview mit einem Redakteur von Ct gesehen, der zumindest vorsichtig angedeutet hat, dass User selbst die Daten rausgegeben haben und sich lieber überlegen sollten, ob und wem sie Daten freiwillig geben. Aber man hat bemerkt, dass dieser Redakteur bemüht war nicht zu deutlich zu äußern, dass hier bei dem „Skandal“ ausschließlich die User verantwortlich sind.

Ich wiederhole es wie ein Papagei: Jedem muss klar sein, dass Facebook von Datenprofilen lebt. Das wurde aber auch nie verschwiegen oder verschleiert. Im Gegensatz zu Post, die Daten genauso verkauft und in dem Fall wirklich missbraucht, hat jeder Anwender in Facebook dem Gebrauch seiner Daten zugestimmt. Bei der Registrierung. Freiwillig. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Und Dummheit erst recht nicht.

Hört auf Facebook wegen dem zu verteufeln, was es offensichtlich als Ziel hat. Wen das stört, der soll raus aus Facebook und gut ist. Oder genau überlegen, was an Daten und Informationen dort (oder sonst irgendwo im Internet) public gemacht wird. An die Verantworlichen – schafft zudem die Datenschutz-Grundverordnung ab und kümmert Euch stattdessen um Datenschutz und Aufklärung.

Neue Monetarisierung auf Youtube & Co führt zu Enteignung?

Gerade hat die unseriöse Sensationspresse wieder ein Fressen – die „YOUTUBE-Schützin“. Um was geht es? Eine Frau hat in der Zentrale von Youtube 3 Personen durch Schüsse verletzt und sich dann selbst umgebracht. Das ist – wie immer – tragisch, aber wenn sowas in irgendeinem No-Name-Geschäft in USA passiert wäre, wäre das nicht einmal eine Randnotiz wert gewesen. Aber der Begriff „Youtube“ sorgt für Aufmerksamkeit, was die Mediengeier auch reichlich ausschlachten. Ich kann mich nicht ausnehmen, dass ich den Beitrag dazu gerade in der Tageszeitung gelesen habe.

Was mir aber dabei aufgefallen ist, ist eine mögliche Begründung für die Tat. Eine Variante nennt die geänderten Bedingungen, um auf Youtube & Co Geld zu verdienen. Denn die Frau hat damit angeblich solches eingenommen und soll jetzt aus dem Partnerprogramm gefallen sein. Das hätte sie so aufgebrachte, dass es zu der Tat gekommen wäre.

Unabhängig davon, ob das stimmt – ich selbst bin da auch rausgefallen, wie ich die Woche irgendwie beiläufig bemerkt hatte. Um nachzuforschen was los ist, hatte ich noch nicht die Zeit. Denn meine „Einnahmen“ bewegen sich in dem Rahmen, dass ich 1 – 2 Jahre jeweils gebraucht habe, um die Mindestauszahlungssumme zu erreichen. Und da ich die auch noch versteuern muss, langt die Geschichte für ein Abendessen mit der Familie – wenn überhaupt. Daher war die Sache für mich nicht wirklich interessant genug bisher einen Gedanken daran zu verschwenden.

De facto muss man für die Aufnahme in das Partnerprogramm zur Monetarisierung bei Youtube bzw. Google mittlerweile eine ziemlich große Anzahl an Klicks vorweisen können und vor allen Dingen auf Youtube auch eine richtig große Zahl an Abonennten.

Die Regeländerung kann ich nachvollziehen und auch tolerieren. Das Fiese ist jedoch, dass man als „Altpartner“ einfach rausgeschmissen wird und das Geld, dass man bisher verdient hat, verfällt. Alleine damit scheffelt Google zig Millionen. Rein durch Enteignung bzw. Diebstahl. Das einzig Faire wäre, wenn die unerwünschten Altpartner ausgezahlt würden, aber soweit ich das erkennen kann, ist das nicht der Fall (ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, wenn Geld auf meinem Konto eintrifft).

Was ebenso wieder deutlich wird – wenn man sich mit solchen Monopolisten einlässt (gerade in anderen Ländern) und die ändern die Regeln, ist man als kleiner Partner sowas von abhängig und ausgeliefert, dass es die Existenz kosten kann. Bei Amazon kennt man das ja auch – als Beispiel.

Von daher kann man nur davon abraten die finanzielle Existenz auf solche Werbeplattformen, Partner etc. zu stellen. Das ist m.E. die eigentliche Nachricht, welche man dem Publikum präsentieren sollte.