Man sagt Mathematikern nach, dass sie kaum etwas wissen, aber sich in nahezu alle logisch erklärbaren Probleme einarbeiten können. Und vor allen Dingen an ungelösten Problemen festbeißen. Offensichtlich bin ich da ganz typisch für meine Art, denn das Problem mit meiner Workstation lässt mich nicht ruhen. Ich kratze im Moment mein „normales“ IT-Wissen zusammen und erweitere es per Internet-Suche um Hardware-Kenntnisse, um das Problem mit der Workstation irgendwie zu lösen.
Dazu investiere ich viel mehr Arbeitszeit und Aufwand, als es sich noch rechnen würde. Der Kauf eines neuen Rechners wäre mittlerweile – mit Abschreibung – vermutlich billiger geworden, wenn ich das in Stundensätze umlege. Aber es ist mittlerweile persönlich. Ich will diese Workstation in die Knie zwingen. Sie wehrt sich aber nach Kräften und verschleiert die Ursachen der Probleme. Besonders fies – zeitweise läuft sie problemlos, um dann aus dem Nichts heraus Zicken zu machen.
Mittlerweile habe ich die Grafikkarte, die ich als ersten Kandidaten für die Probleme auf dem Kieker hatte, nach allen Regeln der Kunst durchgetestet. Ich habe meine aktuelle Grafikkarte mit
allen mir bekannten Tools durchgetestet. Unter Windows mit Stresstests und Benchmarks über FurMark und SuperPosition. Da war rein gar nichts auffällig.
Die ermittelten Werte sind sogar top für die Karte, wenn man sie mit Daten im Internet vergleicht. Das liefert etwa GPU Shark:
GPU Shark v0.11.1
(C)2013 Geeks3D – www.geeks3d.com
—————————————-
– Elapsed time: 00:00:30
– Windows 10 64-bit build 19045
– OpenGL info:
– GL_VERSION: 4.5.14831 Compatibility Profile/Debug Context 21.5.2 27.20.20903.8001 (# ext: 324)
– GL_RENDERER: AMD Radeon R7 200 Series
GPU 1 – AMD Radeon R7 200 Series
– GPU: PITCAIRN(GCN1.0)
– Bus ID: 2
– Device ID: 1002-6819
– Subvendor: Sapphire (174B-A001)
– Driver version: 27.20.20903.8001
— Adrenalin 2020 21.5.2
— Crimson rel. ver.: 21.09.03.08-210511a-368456C-RadeonSoftware
— Crimson rel date: 5-11-2021
– Bios version: 015.048.000.000
– GPU memory size: 2048MB
– GPU memory type: GDDR5
– GPU temp: 44.0°C (min:44.0°C – max:45.0°C)
– Fan speed: 26.0% / 1501.0 RPM
– GPU cores: 1024
– GPU ROPs: 32
– GPU Texture units: 64
– TDP: 150 Watts
– # Pstates: 2
– Pstate 0
– GPU: 300.0MHz
– Texture fillrate: 19.2 GTexel/s
– Pixel fillrate: 9.6 GPixel/s
– Mem: 150.0MHz
– VDDC: 0.875V
– Pstate 1
– GPU: 925.0MHz
– Texture fillrate: 59.2 GTexel/s
– Pixel fillrate: 29.6 GPixel/s
– Mem: 1400.0MHz
– VDDC: 1.138V
– Current Pstate
– GPU: 400.0MHz
– Texture fillrate: 25.6 GTexel/s
– Pixel fillrate: 12.8 GPixel/s
– Mem: 1400.0MHz
– VDDC: 0.950V
– GPU power:
– Power limit: 0% TDP
– Power max: 0% TDP
– GPU usage:
– GPU: 0.0%, max: 7.0%
GPU 2 – ASPEED Graphics Family(WDDM)
– GPU: (rev: 21)
– Device ID: 1A03-2000
– Subvendor: ASUS (1043-84EB)
– Driver version: 9.0.10.98
– GPU memory size: 16MB
Nur mein AMD-Monitor zeigt ein paar Probleme an, aber die deuten für mich nicht auf gravierende Ursachen hin:
13.01.2023 11:06:18 INFO PerformanceMonitor <<< Run Session Begin >>>
13.01.2023 11:06:18 ERROR PerformanceMonitor System.NullReferenceException: AMD.PerformanceMonitor.Dashboard.LocalizationManager.InitializeResourceManager method could not locate a resource file for the current culture „{0}“. Defaulting to culture „en“ resource file.
bei AMD.PerformanceMonitor.Dashboard.LocalizationManager.InitializeResourceManager()
13.01.2023 11:06:26 ERROR PerformanceMonitor AMD.PerformanceMonitor.Dashboard.CPUBrushConverter.Convert method failed to retreive a Brush definition for specified key 9. Instead the default SolidColorBrush with Color #FFFF69B4 is returned.
…
Deutet für mich auf Fall-Backs und Defaultverhalten hin, nicht Flackern etc.
Dennoch kommen beim Kaltstart zuverlässig Streifen und Flackern auf dem Bildschirm. Auch teils im Betrieb. Aber nur unter Windows. Stresstest von Motherboard, Ram, SSD sind aber alle top. Ich verstehe es nicht. Treiber sind alle aktualisiert, Windows nach allen Regeln der Kunst eingestellt.
Mit Live-Linux läuft die Karte jedoch wie geschmiert und da sind die Benchmarks noch besser bzw. unauffälliger. Da habe ich etwa mit glmark2 folgende Werte bekommen:
=======================================================
glmark2 2021.02
=======================================================
OpenGL Information
GL_VENDOR: AMD
GL_RENDERER: AMD PITCAIRN (LLVM 13.0.1, DRM 2.50, 5.15.0-41-generic)
GL_VERSION: 4.5 (Compatibility Profile) Mesa 22.0.1
=======================================================
[build] use-vbo=false: FPS: 3625 FrameTime: 0.276 ms
[build] use-vbo=true: FPS: 7212 FrameTime: 0.139 ms
[texture] texture-filter=nearest: FPS: 6976 FrameTime: 0.143 ms
[texture] texture-filter=linear: FPS: 7190 FrameTime: 0.139 ms
[texture] texture-filter=mipmap: FPS: 7113 FrameTime: 0.141 ms
[shading] shading=gouraud: FPS: 7188 FrameTime: 0.139 ms
[shading] shading=blinn-phong-inf: FPS: 7077 FrameTime: 0.141 ms
[shading] shading=phong: FPS: 7129 FrameTime: 0.140 ms
[shading] shading=cel: FPS: 6981 FrameTime: 0.143 ms
[bump] bump-render=high-poly: FPS: 6771 FrameTime: 0.148 ms
[bump] bump-render=normals: FPS: 7077 FrameTime: 0.141 ms
[bump] bump-render=height: FPS: 6868 FrameTime: 0.146 ms
[effect2d] kernel=0,1,0;1,-4,1;0,1,0;: FPS: 7531 FrameTime: 0.133 ms
[effect2d] kernel=1,1,1,1,1;1,1,1,1,1;1,1,1,1,1;: FPS: 5622 FrameTime:
0.178 ms
[pulsar] light=false:quads=5:texture=false: FPS: 6581 FrameTime: 0.152 ms
[desktop] blur-radius=5:effect=blur:passes=1:separable=true:windows=4:
FPS: 3909 FrameTime: 0.256 ms
[desktop] effect=shadow:windows=4: FPS: 3731 FrameTime: 0.268 ms
[buffer]
columns=200:interleave=false:update-dispersion=0.9:update-fraction=0.5:update-method=map:
FPS: 650 FrameTime: 1.538 ms
[buffer]
columns=200:interleave=false:update-dispersion=0.9:update-fraction=0.5:update-method=subdata:
FPS: 689 FrameTime: 1.451 ms
[buffer]
columns=200:interleave=true:update-dispersion=0.9:update-fraction=0.5:update-method=map:
FPS: 728 FrameTime: 1.374 ms
[ideas] speed=duration: FPS: 2579 FrameTime: 0.388 ms
[jellyfish] <default>: FPS: 5867 FrameTime: 0.170 ms
[terrain] <default>: FPS: 935 FrameTime: 1.070 ms
[shadow] <default>: FPS: 5407 FrameTime: 0.185 ms
[refract] <default>: FPS: 1764 FrameTime: 0.567 ms
[conditionals] fragment-steps=0:vertex-steps=0: FPS: 6950 FrameTime:
0.144 ms
[conditionals] fragment-steps=5:vertex-steps=0: FPS: 7072 FrameTime:
0.141 ms
[conditionals] fragment-steps=0:vertex-steps=5: FPS: 7011 FrameTime:
0.143 ms
[function] fragment-complexity=low:fragment-steps=5: FPS: 6969
FrameTime: 0.143 ms
[function] fragment-complexity=medium:fragment-steps=5: FPS: 7166
FrameTime: 0.140 ms
[loop] fragment-loop=false:fragment-steps=5:vertex-steps=5: FPS: 7132
FrameTime: 0.140 ms
[loop] fragment-steps=5:fragment-uniform=false:vertex-steps=5: FPS: 7202
FrameTime: 0.139 ms
[loop] fragment-steps=5:fragment-uniform=true:vertex-steps=5: FPS: 7119
FrameTime: 0.140 ms
=======================================================
glmark2 Score: 5570
=======================================================
Das sieht alles gut aus und auch sonst zeigen die Werte meiner Hardware unter Linux keine Auffälligkeiten.
Nun habe ich leihweise eine andere Grafikkarte da (eine Geforce GTX 1050) und die mal testweise eingebaut. Die neue Grafikkarte zeigt im SuperPosition-Benchmark und Windows
ähnliche bzw. bessere Ergebnisse. Unter Linux hingegen grottenschlechte
Werte, was mir aber egal wäre, da ich auf der Workstation Windows fahre.
Und vor allen Dingen gibt es keine Streifen bzw. Flackern auf dem Bildschirm.
Also von daher wäre die Sache klar und der Tausch der Grafikkarte sowohl finanziell kaum der Rede wert als auch hätte ich das ohne die bereits investierte Zeit haben können.
Wenn nicht das Aktualisieren des Bildschirms bei beiden Karten signifikant zu langsam wäre. Ich habe Verzögerungen bei der Anzeige von Tastatureingaben (teils ist die Anzeige der Zeichen temporär 5 bis 10 Zeichen hinter der Eingabe – aber eben nur manchmal) als auch beim Aktualisieren von Bildschirmsymbolen beim Anlegen oder Umbenennen von Dateien und Verzeichnissen.
Nur ganz abstrus ist – das Verhalten habe ich auch, wenn ich ohne Grafikkarte
(also nur über die Onboard-Grafik) arbeite.
Das sieht mir nach einem beginnenden „multiplen Organversagen“ aus.
Dazu passt, dass manchmal meine Systemzeit beim Kaltstart verstellt ist. Das deutet für mich auf die Batterie/Akku vom Motherboard. Und wenn ich unter Windows Programme deinstalliere, kommt ab und zu die Meldung, dass der Install-Server
nicht reagiert. Etwa nach 10 Sekunden läuft der Deinstallationsprozess
aber an.
Es gibt nun wie gesagt die Option für mich, die neue Grafikkarte zu nehmen, da damit
ein Problem beseitigt ist, und mit dem anderen Problem zu leben.
Oder doch einen neuen Rechner zu kaufen (hab schon mal nach einer runderneuterten HP-Workstation geschaut). Theoretisch kann ich auch Windows komplett zurücksetzen, nur dann sind alle meine Einstellungen etc. weg. Und das hilft ja nur, wenn wirklich Windows das Problem ist und eben nicht die Hardware.
Ein Gedanke zu „Die Workstation oder ich“