Seit einigen Wochen beschäftige ich mich (wieder) mit Fortran und hab jetzt sogar Schulungsunterlagen für den Einstieg dazu erstellt und im Selbstverlag veröffentlicht. Wie bitte?
Da werden sich einige – vor allen Dingen jüngere – Spezies vermutlich die Augen reiben oder auch lachen.
Fortan in Zeiten künstlicher Intelligenz und moderner Objektorientierter Sprachen? Gibt es das echt noch?
Aber sicher! Fortran ist – genauso wie Cobol – immer noch „Still
alive and well!“. Und sogar in aktuellen Medien mit Artikeln vertreten. Genaugenommen ist der ganze Hype um künstliche Intelligenz (KI), Big Data, Maschinenlernen, Datenanalyse & Co. sogar eher ein Booster für Fortan. Denn einige Hochleistungsrechner passieren auf Vektorsystemen und diese Architektur wird von Fortan bedeutend effizienter und besser unterstützt als in vielen modernen Konkurrenzsprachen wie Python oder gar Java oder C#. Auch sonst gilt Fortran unabhängig von einer Rechnerarchitektur als sehr leistungsfähig beim Umgang mit großen Datenmengen. Das gilt etwa auch für viele wissenschaftliche Prozesse wie beispielsweise die Klimamodellierung. Darüber hinaus existieren in Fortran eine Vielzahl an Bibliotheken und Ressourcen und geradezu Unmengen an vorhandenem Quellcode, der genutzt werden kann, aber auch gepflegt, gewartet und weiterentwickelt werden muss.
Jedoch das Wissen rund um Fortran verschwindet immer mehr, denn die meisten Fortran-Programmierer sind mittlerweile in die Rente verschwunden und aktuelle Programmierer wollen oft an die alten Technologien nicht heran. Aber der Bedarf an Fortran-Wissen ist wie gesagt da und es lohnt sich daher m.E. auch in heutigen Zeiten mit dieser sehr alten Programmiersprache zu beschäftigen. Und irgendwie habe ich ein Fabel für alte, einfache Programmiersprachen. Da sieht man extrem viel, warum gewisse Dinge in modernen Sprachen so sind, wie sie eben sind. Das ist noch echte Programmierung und nicht so bequem, aber auch fern der Betreuung durch Mutti, wie es bei vielen neuen Programmierer der Fall ist, die sich das Leben mit modernen Sprachen in Rund-um-Sorglos-Habitaten aus Frameworks und CASE-Tools mit Vollversorgung leichtmachen.
Das ist irgendwie ähnlich wie alte Autos im Vergleich zu den modernen fahrenden Computern, bei denen Fortbewegung bzw. Fahren nur noch eine lästige Begleiterscheinung ist. An alten Autos kann man noch selbst schrauben, bei den neuen Kisten nicht einmal mehr eine Glühbirne wechseln und wie es unter der Motorhaube abgeht, hat nur noch der große Bruder in der Vertragswerkstatt im Griff.
Fortran löst im IT-Umfeld diese Knebel moderner Vollversorgung durch Fremde und das macht Spass. Für mich persönlich bedeutet Programmierung in Fortran „Back to the roots“. Und zwar absolut, denn Fortran war die erste Programmiersprache, mit der ich jemals versucht habe ein Programm zu schreiben (deshalb „wieder“ – s.o.). Bei meinem Studium war so genannte Numerik ein Fach, das ich belegen musste. Deshalb hatte ich vor meinem ersten Semester überhaupt einen Vorsemesterkurs in Fortran belegt.
Von daher bin ich jetzt mit Fortran – Schnelleinstieg, ISBN: 978-3-758435-51-5 auf dem Markt und da kommt sogar noch was nach. Ich decke mit den neuen Materialien m.E. zwar nur eine Nische ab, die jedoch vermutlich gar nicht so klein ist. Das habe ich schon bei meinen ganzen Veröffentlichungen zu Cobol gesehen, was ja auch schon lange – so vielleicht 30 bis 40 … Jahre – totgesagt wird und das komplett ignoriert.