Gesellen und Meister zu „Bachelor Professional“ und „Master Professional“

Geht es noch? Die ehrenwerten und etablierten deutschen Abschlüsse als Geselle oder Meister sollen in „Bachelor Professional“ und „Master Professional“ umbenannt werden, wenn es nach eingen Politikern und Teilen der Wirtschaft geht. Was ein Schwachsinn. Auch wenn man – sich der Absurdität vermutlich bewusst – die alten Bezeichnungen wohl alternativ auch noch erlauben will.

Schon die ganze Bologna-Reform mit der Abschaffung der deutschen Diplom-Abschlüsse und Staatsexamen zugunsten der anglophonen Bachelor und Master an den Hochschulen und Unis samt der lächerlichen Umbenennung fast aller Fachhochschulen in xxx-Hochschulen hat in keiner Weise das gebracht, was die Eierköpfe sich versprochen haben:

  • Weniger Studienabbrecher
  • International vergleichbare Abschlüsse
  • Leichtere Wechsel zwischen Orten/Ländern und Bildungsinstitutionen
  • Besserer Arbeitsmarktbezug
  • Schnellere Abschlüsse, da der Bachelor bereits als Abschluss anerkannt wird (im Gegensatz zum Vor-Diplom, was im Grund gleichwertig war)

Ich fand und finde immer noch die neuen Bezeichnungen für die Abschlüsse grauenvoll, aber unabhängig von meiner persönlichen Meinung (die sicher auch daher rührt, dass ich eben einen alten Abschluss – Diplom –  habe) ist allgemein anerkannt, dass die Ziele der Bologna-Reform selbst bei bester Auslegung nur ansatzweise erreicht wurden.

Das Einzige, was halbwegs funktioniert, ist die internationale Vergleichbarkeit der Abschlüsse. Und ich will es so provokant formulieren, dass die vormals international hoch angesehenen und qualitativ hochwertigen deutschen Abschlüsse dazu einfach nur abgesenkt wurden, um vergleichbar zu sein. Insbesondere die Verschulung der Bildung bei gleichzeitiger Überfrachtung mit Stoff hat da die Qualität massiv verschlechtert. Und gleichzeitig die Studenten mehr belastet.

Definitiv nicht kürzer wurden die Studienzeiten, denn kaum ein Bachalor belässt es bei dem Abschluss. Wie zu erwarten war, wird dieser Titel in der Wirtschaft (auch heute noch) kaum anerkannt und wenn, dann nur für niedriger bezahlte Jobs. Ich habe mal gehört, dass man sich ursprünglich von der Reform versprochen hat, nur etwa 5% – 10% der Bachelor machen noch den Master. Es ist glaube ich umgekehrt. Und statt den Master dann nach ein paar Jahren Berufserfahrung erst zu machen, wird in der Regel – entgegen der theoretischen Vorüberlegungen – einfach durchstudiert. Da eben das gesamte System zudem negativ verschult worden ist, dauert der Master in der Regel länger als es für das vergleichbare Diplom früher gebraucht hat. Over all sind die Studienzeiten also eher länger geworden.

Dass jetzt Gesellen und Meister ebenfalls anglophon umbenannt werden sollen, zeigt zudem die geringe Achtung vor der Ausbildung und Lehre. Steht doch auch in der Politik und Gesellschaft dazu, dass die deutsche Ausbildung und Lehre ihren Wert hat. Warum mit geringer qualifizierten Ausbildungsgängen und weitgehend negativ empfunden anglophonen Bezeichnungen verwässern? Das ist vielleicht im Interesse der Wirtschaft, weil sich damit die Preise für die Leute drücken lassen. Aber nicht im Interesse der Gesellen und Meister.

Meines Erachtens sollten sich auch Fachhochschulen zu Ihrem Praxisbezug bekennen.

Theoretische Eierköpfe von einer Uni (so wie ich einer war) gibt es mehr als genug.

Handwerker und Praktiker werden in Zukunft gebraucht und die sollten Ihre Berufsbezeichnungen und Abschlüsse mit Stolz tragen.

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