Nachhaltig geht anders

Zwar ziemlich reißerisch aufgemacht, aber nicht wirklich falsch, thematisiert dieser Beitrag auf Golem die Tatsache, dass auslaufende Updates für Windows 10 ab 2025 zu extrem viel Elektroschrott führen, der vollkommen unnötig ist. Denn weder benötigen typische Anwender (einige IT-Profis, Gamer und die paar Leute, welche Videobearbeitung machen außen vor) neue Hardware noch die ganzen „Neuerungen“, die Windows 11 mit sich bringt. Insbesondere der Zwang zu bestimmter Hardware und Konfiguration als Grundvoraussetzung ist reine Wirtschaftspolitik von Microsoft. Kann man auch auf andere kommerzielle OS so übertragen, nur stehen in dem Artikel speziell Windows und Microsoft am Pranger. Es ist offensichtlich, dass es für Anbeiter von Betriebssystemen als auch diverser Software das Problem gibt, einen gesättigten Markt ohne Bedarf so zu steuern, dass gute und funktionierende Systeme von Kunden als unzureichend eingestuft werden. Aus wirtschaftlicher Sicht der Anbieter ist das nachvollziehbar, aus Sicht der Nachhaltigkeit und Umwelt aber eine Katastrophe, wenn man nicht gleich „Verbrechen“ als dicken Hammer auspacken will.

Ich behaupte, dass für 99% aller Anwender ein System von 2010 Leistung bringt, die sie vielleicht zu 5% ausnutzen (Ausnahme s.o.). Sofern alle Sicherheitsupdates regelmäßig auf Stand bleiben, gibt es nicht ein Argument, warum dann etwa die Hardware erneuert wird. Auch hier will ich wirschaftliche Argumente wie Abschreibungen und Bilanzkosten bei Unternehmen weglassen.

Nun will ich nicht Wasser predigen und Wein saufen, denn ich habe ja gerade einen neuen Rechner angeschafft. Aber der würde von einem typischen User als vermutlich viel zu einfach eingestuft, da zu billig gewesen und nicht einmal eine dedizierte Grafikkarte. Ich hatte bei dem Mini-PC den geringen Energiebedarf für mich als schwerwiegendes Argument eingestuft, da die Kiste wirklich überdurchschnittlich lange läuft. Und ich betreibe meine Hardware wirklich ewig und habe über die Jahre auch schon mindestens 8 – 10 gebrauchte Rechner gekauft.

In einem aktuellen Projekt richte ich ein Kiosk-System für einen Kunden ein und habe auch die entsprechende Hardware rausgesucht bzw. empfohlen, die der Kunde dann gekauft hat. Beim PC habe ich einen refurbished HP-Mini-PC für 99 EUR vorgeschlagen und der  Kunde ist auf das Argument der Nachhaltigkeit sofort eingestiegen. Dabei hatte selbst dieser extrem billige Rückläufer (entweder Leasing oder halt abgeschrieben . k.A.) bereits Windows 11 Pro installiert. Was den Wahnsinn zeigt, der durch die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland erzwungen wird. Der Mini-PC ist sogar für unserer Projekt sowas von überdimensioniert in der Leistung, aber wir brauchten eine Rechnung samt Garantie und die Suche nach noch einfacheren Systemen macht dann auch keinen Sinn.

Letztendlich habe ich noch Linux parallel installieren müssen, denn Windows macht bei Kiosk-Systemen wenig Sinn. Oder positiv ausgedrückt – mit Linux geht es besser,sicherer und effizienter. Aber damit wird diese Hardware vermutlich noch 10 Jahre oder mehr genutzt. Und bevor ich die Hardware empfohlen bzw. Windows 11 darauf aussortiert habe, habe ich ein uraltes Notebook mit (aktuellem) MX Linux aus dem Dornröschen-Schlaf geweckt und dort erstmal das Projekt simuliert. Auch so kann man uralte Hardware sinnvoll weiter nutzen.

Ich hoffe, dass sich endlich das Bewusstsein durchsetzt, dass man nicht den Tricks der Software-Industrie folgen muss und wirklich etwas nachhaltiger denkt und dabei ja auch unnötige Ausgaben vermeidet. Privat als auch bei Firmen. Falls man Windows 10 wegen fehlender Updates nicht mehr nutzen will: Binsenweisheit – Umsteigen auf Linux spart viel Geld, nutzt uralte Hardware weiter und bekommt ewig Update. Zudem ist es effizienter, einfacher, sicherer und auch aus meiner Sicht bequemer sowie komfortabler.

Ich will niemanden zu seinem Glück bekehren, aber ich vermisse Windows wirklich nicht. Wobei ich zugebe, dass ich die Oberfläche von meinem Linux im Windows-Stil eingerichtet habe und meine alten Windows 10-Rechner ja hin und wieder weiter nutze. Teils ist mir gar nicht bewusst, ob unter der Oberfläche gerade Windows oder Linux werkelt. Selbst Windows 11 habe ich auf meinem Billig-Klon eine Surface immer noch installiert und auch auf meinem neuen Mini-PC war ja Windows 11 Pro vorinstalliert. Das habe ich nicht  aus „religösen Gründen“ gelöscht, sondern halt nur die Partition verkleinert und als Fall-Back-System im Dual-Boot erhalten. Letztendlich arbeite ich mit beiden OS. Was halt gerade da ist und in einer Situation am besten passt. Bei mir ist das halt nur in vermutlich 95% aller Fälle Linux.