Angebliches Markenrecht auf „Webinar“

Ich habe es erst gestern Abend mitbekommen, aber es wird wohl schon einige Tage in den (sozialen) Medien gemeldet bzw. diskutiert, dass das Kunstwort „Webinar“ in einer windigen Nacht-und-Nebel-Aktion markenrechtlich „geschützt“ worden sein soll. Ich formuliere das etwas ungenau, denn so ganz klar sind die Zusammenhänge nicht und vor allen Dingen ist der angebliche Markeninhaber dubios. Ich habe etwas von wegen Wohnsitz/Meldeadresse in Kuala Lumpur (Malaysia) gelesen. Das sagt schon alles. Doch scheinbar gibt es sogar schon erste Abmahnungen gegenüber Anbietern von Veranstaltungen, die mit diesem Kunstwort beworben wurden.

Spontan habe ich nun gedacht, dass ich diese Bezeichnung nie für meine Online-Schulungen verwendet habe. Meine Assoziation war immer, dass „Webinar“ als Synonym für eine kostenlose, belanglose Plauderei ohne Qualitätsanspruch steht und zudem die technische Verbindung mit dem Web inkludiert. Ich nutze aber leistungsfähige Remoteprogramme und eben nicht den Browser bzw. das Web und wollte meine Dienstleistung auch aus dem Grund niemals auf dieses einschränkende Kunstwort reduzieren.

Wobei dem Laien natürlich nicht klar ist, dass das Web eben nicht mit dem Internet oder gar allgemeinen Netzwerktechniken identisch ist. Und beim Schreiben von dem Beitrag sind mir die Schuppen gefallen, denn aufgrund der aktuellen Popularität hatte ich neulich doch den Begriff „Webinar“ beiläufig in meine Webseite aufgenommen.

Um nicht in die Mühlen der Abmahnungen zu kommen, habe ich eben ganz fix meine Leistungsbeschreibungen wieder angepasst und vermeide (wie eigentlich früher auch) dieses doch recht lächerliche Kunstwort. Ich biete Online-Schulungen und Online-Beratungen an – fertig. Kein Mitnehmen von gehypten Begriffen mehr.

Und ich ziehe auch eine Lehre aus der Sache – man sollte Kunstworte immer vermeiden, denn irgendein Abzocker wird sie „schützen“, wenn sich die Sache lohnen kann. Nur sind die Abzocker nicht zwingend böse – das Markenrecht und Patentrecht ist einfach schlecht bzw. nicht der neuen Zeit angemessen. Daran muss geschraubt werden.