Neuer Versuch

Ich versuche es noch einmal mit einem E-Bike. Durch Corona arbeite ich ja beruflich seit über 1,5 Jahren ausschließlich von zu hause. Wobei das ja 2 Standorte sind – Bodenheim und Eppstein. Zwischen denen pendle ich immer wieder. Meist mit dem Auto, ab und zu mit dem Mopped, aber auch immer wieder mit dem Fahrrad. Dazu habe ich mir letztes Jahr ein Trek Procaliber 9.6 zugelegt – ein Carbon-Cross-Country-Rad. Eine echte Rennmaschine, aber immer noch komfortabel für ein Hardtail durch eine spezielle Konstruktion am Hinterbau. Das Teil ist echt eine Waffe und ich bin die Strecke von Eppstein nach Bodenheim damit schon in 1:29 gefahren. Nur ist die Strecke zwischen Bodenheim und Eppstein wirklich nicht ohne. Vor allen Dingen in Richtung Eppstein. Da ist zwischen dem Wiesbadener Kreuz und dem Lorsbach-Tal ein knackiger Berg im Weg. Entweder fährt man außen herum und damit mehrere Kilometer Umweg oder man hat ziemlich viele Höhenmeter – von Bodenheim kommend lang und hinziehend, von Eppstein aus brutal steil. In jedem Fall ist die Strecke so anstrengend, dass immer wieder der Schweinehund siegt und ich das Auto oder Mopped statt des Rades nehme – auch wenn ich durchaus häufiger schon die Strecke gefahren bin.

Das Hauptproblem ist aber, dass eine Fahrt hin und zurück an einem Tag absolut an mein Leistungslimit geht. Das habe ich vor etwa 2 Wochen wieder gemerkt, als ich mich an die gesamte Strecke an einem Tag gemacht hatte. Nach der Tour war ich fix und alle und hatte auch die nächsten Tage Muskelkater. Daraus folgt, dass ich die eine Richtung locker mit dem Trek schaffe und wenn ich dann in Eppstein übernachte und erst an einem der nächsten Tage zurück fahre, ist das easy. Aber hin und zurück an einem Tag schaffe ich nur, wenn ich wirklich gut drauf bin. Fazit – für so eine Tour ist ein E-Bike definitiv besser.

Aber auf die Idee war ich schon einmal gekommen und hatte mir vor wenigen Jahren bereits ein E-Bike zugelegt, das aber nach einem halbem Jahr schon geklaut wurde. Direkt beim Kunden aus der Garage. Deshalb hatte ich danach frustriert den Gedanken eines E-Bikes als „Business-Fahrrad“ aufgegeben. Die werden einfach zu schnell gestohlen. Zudem war ich damals mit einem Carbon-Rad eine Referenzstrecke (halbe Distanz von Eppstein bis Hochheim) gut 10 Minuten schneller als mit dem E-Bike gewesen. Deshalb wurde es eben letztes Jahr das Trek und mit dem habe ich zwischenzeitlich meine Bestzeit von Eppstein nach Bodenheim wie gesagt auf 1:29 gebrandet.

Aber der Gedanke an eine leichtere Gesamttour hat mich nicht losgelassen und durch das neue Trek ist mein altes MTB ein bisschen in Dornröschen-Schlaf gefallen. Es wurde die letzte Zeit zwar immer noch regelmäßig verwendet, aber nur noch im Ort und wenn eines der anderen Räder der Familie defekt oder nicht verfügbar war.

In Eppstein hat nun ein neuer Radladen aufgemacht und nachdem ich mein Trek und das Kelly von meinem Sohn da zur Inspektion hatte und sehr zufrieden war, hab ich den Knaben gefragt, was er von e-Bike-Nachrüstsätzen für normale Fahrräder halten würde. Wie es der Zufall wollte, macht er sogar solche Umbauten. Nachdem ich dann seine Referenzräder probegefahren bin, habe ich mich direkt entschlossen, mein altes Carver-MTB mit einem Motor nachrüsten zu lassen.

Am Donnerstag habe ich es abgeholt und heute die erste wirkliche Probefahrt gemacht – eben von Bodenheim nach Eppstein und wieder zurück. Ich hatte da sowieso zu tun, es war super sonnig und genau dafür wollte ich ja ein E-Bike. Mein altes Rad hat einen Bafang-Mittelmotor bekommen und einen riesigen Akku – sowohl von dem Ausmassen, aber auch der Kapazität. Selbst nach der brutalen Tour mit ca 70 Km und gut 600 Höhenmeter hat der Akku angeblich (Anzeige) noch 50% Kapazität. Das Rad ist durch den Motor und vor allen Dingen den Akku gewaltig schwerer geworden, fährt sich aber ansonsten nicht wesentlich anders wie vorher.

Beim Fahren habe ich nur die gleichen zwiespältigen Eindrücke, wie bei meinem ersten E-Bike. Auf gerader Strecke ist das Abriegeln bei 25 km/h grausam und einfach komplett praxisfern. Man schleicht da so vor sich hin, was ich mit dem Trek nie machen würde. Da fahre ich deutlich schneller. Und sobald der Motor nicht mehr unterstützt, wird es mit dem E-Bike halt elend schwer, schneller als 25 Km/h zu fahren. Aber das Bild dreht sich natürlich, wenn es an Steigungen geht. Da schiebt der Motor schon gewaltig. Nach der Tour habe ich auch raus, wie man halbwegs flott mit dem E-Bike vorankommt – sobald die Geschwindigkeit unter 25 Km/h fällt, volle Motor-Power. Und wenn es etwas bergab geht oder schneller wie 25 Km/h wird – Motor abschalten und voll aus eigener Kraft treten. Auf der Strasse zwischen Langenhain und Wallau konnte ich so auch bis auf 60 Km/h kommen. Das hohe Gewicht hilft da bergab sicher, aber mit meinem alten E-Bike war ich damals auf der Strecke sogar 68 Km/h schnell (das hatte größere Räder) und ich gehe davon aus, dass ich mit dem Trek noch schneller würde, wenn ich es darauf anlege.

Ich bin nun heute sowohl auf dem Hinweg als auch Rückweg über Langenhain so um die 1:30 Stunden gefahren und vor allen Dingen auf dem Hinweg würde ich das mit dem Bio-Bike nicht schaffen. Auch war mein Krafteinsatz deutlich geringer und ich bin zwar etwas geschafft, aber das ist gar kein Vergleich zu der Tour von 2 oder 3 Wochen mit dem Trek.

Mit dem E-Bike kann ich also die Strecke zwischen Bodenheim und Eppstein einigermaßen locker an einem Tag hin und zurück fahren, wobei man sich nicht täuschen sollte – auch ein E-Bike fährt nicht alleine und an den Anstiegen hoch nach Langenhain musste ich schon heftig mittreten – gerade auf dem Rückweg von Eppstein aus durch den Wald. Die gesamte Tour würde ich damit auch als „Sport“ titulieren.

Mal sehen, was das Finanzamt sagt, wenn ich sowohl das Trek für letztes Jahr als Geschäftsfahrzeug anmelde (habe meinen Abschluss 2020 noch nicht gemacht) und für 2021 den E-Bike-Umbau. Den Privatanteil will ich da nicht leugnen, aber ein bisschen kann sich das FA schon an den doch recht hohen Anschaffungskosten beteiligen. Denn ich nutze die beiden Räder ja wirklich zum beruflichen Pendeln. Ich werde auf jeden Fall meinen Steuerberater fragen.

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