Fazit der ersten umfangreichen Remoteschulung

Ich habe über die letzten Jahre zwar schon Remoteschulungen gehalten, aber gestern mehr oder weniger die erste „richtige“ und auch ziemlich lange Remoteschulung auf Basis der modernen Infrastrukturen beendet. Über 3 Wochen verteilt habe ich 9 komplette Tage mit Microsoft Teams zwei Schulungen gehalten, die ursprünglich als normale Schulungen vor Ort geplant waren. Beide Schulungen wurden mit der gleichen Gruppe an Teilnehmern (Fachinformatiker-Azubis) durchgeführt und man hat über die Tage deutlich bemerkt, wie sich die Beteiligten auf die Situation immer besser eingestellt haben.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Verlauf, denn die unbestreitbaren Nachteile einer Remoteschulung halten sich mit den Vorteilen die Waage. Und durch Corona wäre die Alternative ja nur „Ausfall“ und absolut die falsche Entscheidung gewesen.

Als Nachteile kann man klar die folgenden Punkte aufführen (wobei das im Vorfeld eigentlich schon klar war):

  • Fehlender persönlicher Kontakt.
  • Stark reduzierte Rückmeldungen der Teilnehmer, da man sie halt nicht wirklich sehen kann
  • Man sieht die Teilnehmerrechner bei Übungen nur dann, wenn man aktiv das Screensharing anfordert. Wie üblich rumgehen und beiläufig beobachten fehlt vollkommen.
  • Persönliche Charakterzüge bei Teilnehmern werden verstärkt. Wer eher ruhig ist, wird eher noch weniger sich aktiv beteiligen.
  • Einige Vorbereitungszeit zum Einrichten etc. notwendig.

Die Vorteile sind aber auch sehr deutlich:

  • Erhebliche Zeitersparnis durch fehlende Anfahrten.
  • Nahtlose Einbindung in das private Umfeld, was gerade während der Pausen angenehm ist.
  • Live-Coding und Bildschirmsharing sind perfekte didaktische Mittel, die auch remote sehr gut – wenn nicht sogar besser wie sonst – funktionieren.
  • Zeitersparnis durch viel, viel weniger Geschwätz und nicht fachliche Kommunikation der Teilnehmer. Damit starke Fokussierung auf Fachthemen.

Wenn man die Disziplin im Kurs hochhält (ich habe etwa die Anfangs- und Pausenzeiten ganz strikt durchgezogen und mit einer Stoppuhr jeweils die Zeiten auf dem Bildschirm geteilt), bekommt man in der Remoteschulung definitv den gleichen Stoff durch, wie bei einer Schulung vor Ort. Die Teilnehmer sollten auch den gleichen Lernerfolg haben. Denn die didaktischen Nachteile der Remoteverbindung werden durch die Zeitersparnis an diversen Stellen kompensiert.

Noch ein paar Bemerkungen zur Infrastruktur:

  1. Ich wollte am Anfang gar nicht an Microsoft Teams ran und fand es auch deutlich schlechter als etwa Zoom oder WebEx. Der Eindruck hat sich geändert. Am Ende der Schulung muss ich sagen, dass ich irgendwann sogar richtig gerne damit gearbeitet habe.
  2. Ich habe teils aus Eppstein mit einem DSL 100.000-Anschluss und teils von Bodenheim mit einem DSL 16.000-Anschluss gearbeitet. Bemerkt habe ich keinen relevanten Unterschied. DSL 16.000 genügt. Nur als an einem Tag in Bodenheim zeitgleich noch ein weiteres Meeting bzw. eine Onlineschulung per Video den Anschluss nutzen wollte, war das definitiv zu langsam. Ich habe meiner Veranstaltung als Admin genügend Kapazität freigeschaufelt, aber andere Meetings sind damit eingebrochen.

 

Zoom, Microsoft Teams & Cisco WebEx

Ich kann mittlerweile auf einige Meetings als Erfahrung mit Zoom und Teams, aber auch WebEx zurückgreifen. Genaugenommen ca. 6 – 8 Zoom-Meetings zwischen 40 Minuten bis 3 Stunden, 1x etwa 1,5 Stunden mit WebEx und drei komplette Tage mit Teams. Mit Letzterem schule ich im Moment remote volle 8 Stunden am Tag mit 12 Leuten im „virtuellen Klassenraum“. Nachdem ich am 3. Tag endlich entdeckt habe, wie ich weiter den Chat und die Teilnehmer sehen kann, wenn ich den Bildschirm für Livecoding teile, ist mein größter Kritikpunkt hinsichtlich der Arbeit mit Teams hinfällig. Ich finde das Programm zwar alles andere als intuitiv, aber wenn man sich eingearbeitet hat, kann man damit m.E. sehr gut Remoteschulungen halten. Meetings natürlich auch. Ich bin vor allen Dingen von der Flüssigkeit der Datenübertragung angetan.

Denn hier liefern sowohl Zoom als auch WebEx gefühlsmäßig nicht ganz so gute Ergebnisse wie Teams. Wobei der Vergleich natürlich hinkt, denn ich schule mit einer lizensierten Vollversion von Teams, während bei Zoom und WebEx bei mir im Moment die freien, kostenlosen Versionen zum Einsatz kommen. Und dass da die Anbieter nicht die volle Leistung bereitstellen, ist verständlich.

Aber zwischen Zoom und WebEx treten m.E. auch Unterschiede auf. Zoom erscheint mir  sowohl flüssiger als auch von den Features umfangreicher. Wohlbemerkt – ich meine die kostenlosen Versionen, die ja mehr oder weniger nur Schnupperhappen der Anbieter darstellen.

Ich bin jetzt erst einmal 9 Tage mit Teams unterwegs, aber ich gehe davon aus, dass die meisten Schulungsunternehmen von mir bei folgenden Schulungen (wenn denn welche kommen) auf Zoom setzen werden.

Anyway – Remoteschulungen haben naturgemäß viele Schwachpunkte, aber die ersten drei Tage der aktuellen Maßnahme sind m.E. gut gelaufen. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich auf Dauer mehr solche Schulungen anstatt Schulungen vor Ort halte. Mal sehen, wie der Markt sich nach Corona entwickelt und ob auch die Kunden die unbestreitbaren Vorteile von Remoteschulungen auf Dauer schätzen werden. Denn es ist wie gesagt auch hier nicht alles perfekt und direkter Kontakt ist in vielen Situationen damit nicht zu kompensieren. Es wird für beiden Welten einen Markt geben und die Wege werden sich wohl ergänzen.

Virtuelle Bandprobe als Testfall

Nachdem ich seit einigen Tagen am Experimentieren mit Tools für Webinare bzw. Onlineschulungen bin, habe ich gestern Abend als Testfall eine „virtuelle Probe“ mit meiner Band veranstaltet. Zu der Zeit hätten wir sowieso normale Probe gehabt. Ich habe Zoom als Tool genutzt, denn die beiden Meetings mit den Schulungsfirmen von mir waren letzte Woche qualitativ überzeugend. Das ging jeweils mit über 20 Teilnehmern richtig gut. Allerdings gab es auch zwei weitere Meetings mit Zoom, von denen ich ob der Qualität ziemlich enttäuscht war.
Das eine habe ich selbst veranstaltet, aber da waren alle Teilnehmer in meinem lokalen W-LAN. Das impliziert gleich zwei Falschenhälse – nur ein DSL-Anschluss raus ins Internet und zudem den W-LAN. Das Szenario war also wenig aussagekräftig. Aber auch das XING-Meeting am Montag, an dem teilgeommen hatte, hat mich von der Bild- und Tonqualität etwas enttäuscht.

Von daher kam mir so eine virtuelle Bandprobe als realer Testfall für eine zukünftige Onlineschulung gerade recht. Gestern war es mehr ein soziales Treffen in Coronazeiten mit virtuellem Zuprosten beim Bier\Wein, Neuigkeiten austauschen und vor allen Dingen meine Bandkollegen hinsichtlich der Bedienung von so Tools als auch der Einrichtung der Hardware auf Stand zu bringen. Das ambitionierte Ziel ist aber tatsächlich, dass wir in den nächsten Zeiten virtuell mit unseren Instrumenten zusammenspielen. Dazu muss man die Latenz in Griff bekommen und vor allen Dingen die Tonqualität.

Nun waren gestern aber sowohl die Bild- und Tonqualität nicht berauschend. Und ich versuche mögliche Gründe zu eruieren. Ich war bei der virutellen Bandprobe mit Zoom in meinem „Tonstudio“ in Eppstein, während ich alle anderen Meetings von Bodenheim aus hatte. Aber in beiden Locations habe ich DSL 16.000 zur Verfügung. Das sollte sich nichts nehmen, wobei ich eigentlich dachte, dass die Verbindung in Eppstein stabiler und besser ist. Das kann ich erstmal nicht bestätigen. Aber die Störfaktoren sind theoretisch vielfältig.
An beiden Locations habe ich Mitnutzer vom Internet-Zugang. In Bodenheim die Familie und in Eppstein meine 2 Mieter im Untergeschoss. Das dürfte sich aber reltiv zueinander auch nicht viel nehmen. Und ich habe in jedem Fall mein Huawei-Notebook verwendet. Nur gestern war ich parallel noch auf Sharepoint angemeldet, aber das sollte nicht viel machen.

Was mir aber aufgefallen ist – der Bandkollege, der gestern mit einem iPad im Meeting war, kam bei mir mit dem besten Bild und Ton an. Die anderen drei Bandmitglieder hatten alte und recht schlechte Hardware. Ich denke, dass hier eine der Hauptstörungsquellen für eine ausreichende Qualität zu finden ist. Und zudem wird auch das Internet insgesamt wegen der ganzen Onlinespielern und anderer Gruppen in solchen Meetings ziemlich ausgelastet sein. Das hat ja wegen Corona naturgemäß extrem zugenommen. Gerade am Abend.

Mein Fazit aus dem Testfall ist, dass ich für zukünftige Onlineschulungen ein bessere Qualität erreichen muss. Entweder mit einem anderen Tool, dass ich mir die vollständige DSL-Leitung sichere und meine Mitbenutzer in der Zeit raussschmeiße, alle anderen Onlineprozesse beende und/oder bei allen Teilnehmern ausreichende Ressourcen zwingend einfordere. Vielleicht kann ich auch etwas an Einstellungen optimieren.

Das Ziel mit dem gemeinsamen Musizieren in Zukunft bleibt übrigengs bestehen, denn interessanter Weise waren die kurzen Versuche, die wir gestern mal mit Instrumenten gestartet haben, gar nicht so schlecht. Da bin ich ganz guter Hoffnung, da wir da zur Not auch auf Videoübertragung dabei temporär verzichten können.

Als nächstes Tool teste ich jetzt WebEx von Cisco. Teams von Microsoft hatte ich vorgestern in einer geschäftlichen Besprechung und da war die Qualität vom Video unterirdisch schlecht. Aber da war der Falschhals klar zu identifizieren – die mangelhafte Internetverbindung bei meiner Gegenstelle.