In der Werkstatt

Im Rahmen der Fachinformatikerausbildung, für die ich regelmäßig Kurse halte, gibt es das Konzept der sogenannten „Programmierwerkstatt“. Die Azubis erhalten mehr oder weniger aufwändige Programmieraufgaben und der Dozent (also meinereiner) lässt sie weitgehend eigenständig daran schaffen. Nur wenn es Probleme gibt oder ich von mir aus etwas habe (neue Aufgabe, Pausen, Anmerkungen), muss ich aktiv werden. Das klingt nach leicht verdientem Geld, aber zum Einen steckt Zeit in der Vorbereitung und zum Anderen muss ich mich die Zeit ja auch selbst beschäftigen bzw. für Fragen bereithalten. Das erinnert mich an meine Zeit als Rettungssanitäter. So auf Abruf bereitzustehen ist auch Arbeit und sogar ziemlich ermündend.

Ich betreue aktuell für 5 Tage die Gruppe, mit der ich letzte Woche in Eschborn den Grundlagenkurs hatte. Für die Werkstatt ist die Sache aber remote und das gut so. Ich bin allerdings nach Eppstein gefahren, denn gestern kam ganz kurzfristig die Info, dass heute das bestellte Heizöl für mein Haus mit dem Zweitbüro kommt.

 

Aktion Winterfest

Nächste Woche übernehme ich wieder eine Gruppe Fachinformatiker-Azubis, die ich schon gut ein Jahr immer wieder in diversen Kursen schule. Dieses Mal geht es um Java-Fortgeschrittenen-Themen. Also alles, was man in den üblichen Java-Grundlagen (schon die letzten Monate gehalten) normalerweise nicht schult, aber zu einer umfassenden Java-Ausbildung dazugehört. Das umfasst Threads bzw. Multithreading, MVC, Generics mit passenenden dynamischen Datenstrukturen, Enums, Stream, Sockets, Annotations, XML-Verarbeitung, JNI und vor allen Dingen auch Datenbankzugriffe mit JDBC. Der Kurs ist wieder Remote, aber nach dieser Gruppe übernehme ich einen neuen Jahrgang und da ist noch nicht klar, ob die Veranstaltung Remote oder Vor-Ort erfolgt. Die Maßnahme geht Ende November los und wenn ich da mit dem Auto los muss, sollte das Winterfest sein.

Es ist schon seltsam, dass ich diese Woche noch in kurzen Hosen mit dem Fahrrad unterwegs war und eben die Winterreifen aufgezogen habe. Aber ich bin dieses Jahr so spät wie noch nie, denn normalerweise wechsele ich immer schon um die Mitte vom Oktober die Reifen. Aber es war so warm, dass es mir bisher einfach zu blöde war. Zudem verbraucht das Auto mit Sommerreifen weniger Sprit.

Aber jetzt wurde e aus besagten Gründen Zeit. Ich kann es mir nicht leisten, dass eventuell ein Wintereinbruch kommt, ein Termin doch nicht remote ist und ich dann nicht mobil bin. Dabei habe ich schon lange keine Lust mehr, die Reifenwechsel selbst zu machen. Es ist immer eine ziemliche Quälerei und zudem wäre es finanziell sinnvoll, den Reifenwechsel als Geschäftsausgabe geltend zu machen. Aber ich habe heute alle 4 Reifen in 45 Minuten gewechselt und wenn ich irgendwo hinfahren müsste, bräuchte ich ein Vielfaches der Zeit. Wenn überhaupt ein Termin zu bekommen wäre.

Also habe ich in den saueren Apfel gebissen. Da ich mittlerweile viele Jahrzehnte 2x im Jahr (oft bei mehreren Autos) Reifen wechsle, geht das ja auch eben fix. Und ich konnte gleich die anderen notwendigen Winterfest-Dinge wie Scheibenwaschwasser, Enteisungsspray, Eiskratzer, Mütze, Handschuhe etc. mit erledigen, wenn ich schon dran war.

Von daher – der Geschäftswagen wird Winterfest gemeldet.

Fazit der ersten umfangreichen Remoteschulung

Ich habe über die letzten Jahre zwar schon Remoteschulungen gehalten, aber gestern mehr oder weniger die erste „richtige“ und auch ziemlich lange Remoteschulung auf Basis der modernen Infrastrukturen beendet. Über 3 Wochen verteilt habe ich 9 komplette Tage mit Microsoft Teams zwei Schulungen gehalten, die ursprünglich als normale Schulungen vor Ort geplant waren. Beide Schulungen wurden mit der gleichen Gruppe an Teilnehmern (Fachinformatiker-Azubis) durchgeführt und man hat über die Tage deutlich bemerkt, wie sich die Beteiligten auf die Situation immer besser eingestellt haben.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Verlauf, denn die unbestreitbaren Nachteile einer Remoteschulung halten sich mit den Vorteilen die Waage. Und durch Corona wäre die Alternative ja nur „Ausfall“ und absolut die falsche Entscheidung gewesen.

Als Nachteile kann man klar die folgenden Punkte aufführen (wobei das im Vorfeld eigentlich schon klar war):

  • Fehlender persönlicher Kontakt.
  • Stark reduzierte Rückmeldungen der Teilnehmer, da man sie halt nicht wirklich sehen kann
  • Man sieht die Teilnehmerrechner bei Übungen nur dann, wenn man aktiv das Screensharing anfordert. Wie üblich rumgehen und beiläufig beobachten fehlt vollkommen.
  • Persönliche Charakterzüge bei Teilnehmern werden verstärkt. Wer eher ruhig ist, wird eher noch weniger sich aktiv beteiligen.
  • Einige Vorbereitungszeit zum Einrichten etc. notwendig.

Die Vorteile sind aber auch sehr deutlich:

  • Erhebliche Zeitersparnis durch fehlende Anfahrten.
  • Nahtlose Einbindung in das private Umfeld, was gerade während der Pausen angenehm ist.
  • Live-Coding und Bildschirmsharing sind perfekte didaktische Mittel, die auch remote sehr gut – wenn nicht sogar besser wie sonst – funktionieren.
  • Zeitersparnis durch viel, viel weniger Geschwätz und nicht fachliche Kommunikation der Teilnehmer. Damit starke Fokussierung auf Fachthemen.

Wenn man die Disziplin im Kurs hochhält (ich habe etwa die Anfangs- und Pausenzeiten ganz strikt durchgezogen und mit einer Stoppuhr jeweils die Zeiten auf dem Bildschirm geteilt), bekommt man in der Remoteschulung definitv den gleichen Stoff durch, wie bei einer Schulung vor Ort. Die Teilnehmer sollten auch den gleichen Lernerfolg haben. Denn die didaktischen Nachteile der Remoteverbindung werden durch die Zeitersparnis an diversen Stellen kompensiert.

Noch ein paar Bemerkungen zur Infrastruktur:

  1. Ich wollte am Anfang gar nicht an Microsoft Teams ran und fand es auch deutlich schlechter als etwa Zoom oder WebEx. Der Eindruck hat sich geändert. Am Ende der Schulung muss ich sagen, dass ich irgendwann sogar richtig gerne damit gearbeitet habe.
  2. Ich habe teils aus Eppstein mit einem DSL 100.000-Anschluss und teils von Bodenheim mit einem DSL 16.000-Anschluss gearbeitet. Bemerkt habe ich keinen relevanten Unterschied. DSL 16.000 genügt. Nur als an einem Tag in Bodenheim zeitgleich noch ein weiteres Meeting bzw. eine Onlineschulung per Video den Anschluss nutzen wollte, war das definitiv zu langsam. Ich habe meiner Veranstaltung als Admin genügend Kapazität freigeschaufelt, aber andere Meetings sind damit eingebrochen.