Anfahrstrom

Aktuell wird ja permanent von Problemen bei der Stromversorgung als auch der Gasversorgung geredet. Interessierte Kreise befeuern diese Diskussion, um anhand der geschürten Panik gute Geschäfte zu machen. Was man deutlich an dem Absatz des neuen Klopapiers – elektrischen Heizgeräten – sehen kann. Da diese wiederum im Winter angeblich dazu führen werden, dass das gesamte Stromnetz zusammenbrechen soll, wird auf der anderen Seite massiv für Notstromaggregate jeder Art geworben. Teils mit E-Mail-Betreffs wie „Die Bundesregierung empfiehlt“. Und Photovotaianlagen, Powerbanks, Solarpanel etc. sind entweder kaum zu bekommen oder extrem teuer. Die „Kriegsgewinnler“ sind massiv am Abschöpfen.
Wobei ich zugegeben muss, dass ich selbst mich dem Dauerfeuer entsprechender Meldungen auch nicht entziehen kann bzw. konnte. Gerade die massiv verkauften elektrischen Heizgeräte machen mir Sorgen. Denn deren Anfahrstrom ist extrem. Das Szenario, dass es kalt wird und zig dieser Geräte das komplette Stromnetz kollabieren lassen, halte ich für durchaus möglich. Vor allen Dingen die Theorie, dass die Geräte dann angeschaltet an der Steckdose bleiben und beim neuen Anfahren des Stromnetzes sofort wieder das Netz töten. Und da die unwissentlichen Saboteuere dann auch nicht erreichbar sind (weil kein Strom und vermutlich im Dunkeln sitzend), kann man die Masse kaum dazu bringen, die Geräte auszuschalten, um das Netz wieder zum Laufen zu bringen.
Das ist zwar ein pessimistisches Szenario und vielleicht wird die Verwendung elektrischer Heizgeräte – wenn schon nicht an der Vernunft – am Geiz scheitern (der Betrieb kostet ja ein mehrfaches des Heizens mit Gas oder Öl), aber ein bisschen unabhänger vom Stromnetz zu sein, erscheint mir durchaus erstrebenswert. Das jedoch nicht erst seit der aktuellen Panik. Ich habe mir vor über 10 Jahren bereits ein Solarpanel an die Wand montieren lassen. Leider war das nur an einer ziemlich ungünstigen Stelle möglich, wo die Sonne nur einige wenige Stunden draufsteht. Aber ich habe das, was im moderen Marketing-Geschätz „Balkonkraftwerk“ genannt wird, eben schon seit der Zeit an der Wand. Mit wenig Leistung, denn obwohl das Panel 200 Watt produzieren kann, verhindert die ungünstige Position das meist. Dennoch kann das Panel – wenn die Sonne scheint – einen kleinen Teil der Grundlast im Haus übernehmen. Ich habe gerade mal gemessen, wie viel Strom meine Workstation mit 4 Monitoren zieht – etwa 220 Watt. Da Kühlschrank etc. zudem permanent Strom ziehen, ist die Grundlast im Haus in jedem Fall höher als das, was das Panel liefert. Dennoch – das Teil ist langsam in der Amortistaionsphase und wenn die Strompreise weiter so explodieren, wie es im Moment aussieht, bereue ich nur, dass ich damals nicht mehr Panels irgendwo doch noch untergebracht habe.
Das Panel funktioniert allerdings nur dann, wenn auch das Stromnetz selbst Strom liefert. Was wiederum bedeutet, dass es bei einem Stromausfall nutzlos ist. Deshalb habe ich mir vor einigen Monaten eine Jackery-Powerstation samt Solarpanel gekauft. Aber nicht nur deswegen, denn meine Söhne wollen das Teil beim Campen etc. nutzen und es hat schon Charme, dass ich damit mein eBike fast zu 100% mit der Sonne laden kann. SmartPhones, Powerbanks und andere Geräte mit Akku sowieso. Die Kosten waren zwar erheblich und ob die Kombination sich wirklich amortisiert, bezweifle ich. Selbst wenn die KW-Stunde über 1 EUR geht (was zum Teil schon der Fall ist). Aber einen Teil der Ausgaben bekomme ich so von der Sonne geschenkt wieder rein und ich habe ein Notstromaggregat, das zumindest eine kurze Zeit einen Betrieb einiger Geräte erlaubt. Mit 500 Watt ist das natürlich ganz deutlich von der Leistung unter – selbst einfachsten – Aggregaten, die mit Diesel oder Benzin betrieben werden. Aber die stehen halt – außer im Notfall – nur herum und ich nutze meine Powerstation samt dem Panel intensiv. Da im Moment die Sonne in meinem ganz engen Hof nur noch wenige Stunde scheint, habe ich das Panel erst einmal provisorisch auf das Vordach aus dem Fenster gehängt. Das „Balkonkraftwerk“ muss ich zwar jeden Tag neu auf- und abbauen, aber an der Positionhabe ich zumindest den ganzen Tag über Power auf das Panel, wenn die Sonne scheint. Testweise betreibe ich im Moment mal die Workstation mit der Powerstation. Da sie geladen 500 Watt bereitstellt, kann ich die Workstation mit 4 Monitoren damit also gut 2,5 Stunden betreiben. Sofern die Sonne scheint, lade ich parallel mit gut 50 – 70 Watt, was die Laufzeit entsprechend verlängert. Das ist nicht die Welt, aber im Notfall kann man auch ein Notebook nehmen und dessen Akkuzeit zusätzlich nutzen oder 3 der 4 Monitore abschalten. Eine Weile geht das, nur habe ich jetzt mal zusätzlich meinen uralten Mac Mini, den ich als Druckserver sein Gnadenbrot verdienen lasse, und meinen Drucker an die Powerstation gehängt. Obwohl die zusammen (gemessen) auch unter 400 Watt ziehen, bringt der Anfahrstrom (fast 900 Watt) die Powerstation zur Abschaltung.

Energie-autark

Es hat schon massive Vorteile, wenn man selbständig ist. Vor allen Dingen, wenn man Freelancer ist und immer wieder Lücken zwischen den fixen geschäftlichen Terminen hat. Ich im Moment nur jeden Montag und Dienstag wegen Schulungen in Wiesbaden gebunden und dementsprechend konnte ich eine kleine Radtour über 4 Tage mit meinem Sohn reinschieben. In Verbindung mit dem aktuellen 9-EUR-Ticket der Bahn (nur für mich – Sohnemann hat  sowieso Semesterticket) wollten wir am Mittwoch mit der Bahn nach Marburg und von da die Lahn herunter bis Koblenz und von da den Rhein wieder nach Hause fahren. Wie bei mir üblich, hat es mit der Bahn aber wieder nicht geklappt. Es ist irgendwie ein „Running gag“, aber ich kann nicht ohne Pannen mit der Bahn fahren. Gefühlt sind es 99% aller Fahrten, bei denen es Probleme gibt.

Dieses Mal ging es so los, dass der Zug ab Bodenheim gleich Verspätung hatte und es so aussah, dass wir gleich den Anschlusszug nach FFM verpassen würden. Aber der hatte auch Verspätung. Was aber den Umstieg in FFM zu einer haarscharfen Sache werden lies. Ging ganz knapp zu unseren Gunsten aus. Im dem Zug kam dann heraus, dass der Zug in Gießen noch geteilt wird und unser Teil nicht nach Marburg fahren würde. Sind also samt den Rädern in Friedberg in den anderen Teil vom Zug umgestiegen. Nur ist der Zug dann in Gießen stehen geblieben, denn wegen einem Stellwerkproblem ging gar nichts mehr Richtung Marburg. Wenn ich das richtig gesehen hatte gab es einen Bus-Ersatzverkehr, aber da kann man keine Fahrräder mitnehmen.

 

 

Bei so einer Urlaubsreise sind solche Probleme eher lustig, denn wir sind dann einfach ab dem Ort des Zusammenbruchs der Bahnverbindung die Lahn runter gefahren. Und der ganze Tripp war wirklich nett. Aber ich habe erneut die Bestätigung, dass man beruflich die Bahn nicht nutzen kann. Wie soll ich denn zuverlässig, rechtzeitig und vor allen Dingen entspannt bei einer Schulung bzw. einem Kunden ankommen, wenn so etwas wirklich so gut wie immer passiert?

Wieder zuhause, war mein neustes Spielzeug angekommen – ein mobiles Solarpanel samt einer Power Station. Zusammen eigentlich viel zu teuer (gerade, weil die beiden Geräte mobil sind), aber es macht mir Spass, einfach selbst Strom zu produzieren. Meine Jungs wollen die Dinger auf Roadtripps mit dem umgebauten Kastenwagen/Mincamper nutzen und da ich den auch bei Jobs für mich einsetzen will (wenn sich das mal anbietet), haben wir jetzt bei Bedarf genug Strom für SmartPhones als auch Notebooks und Tablets. Zudem will ich ja auch beruflich mein eBike mehr einsetzen und wenn ich das rein per Sonne laden kann, wäre das Klasse. Ich habe erste Tests eben durchgeführt und leider ist es etwas zu bewölkt. Aber es hat zumindest direkt mit dem Laden funktioniert und ich werde sehen, wieviel Watt ich bei strahlendem Sonnenschein produzieren kann. Theoretisch kann das Panel 100 Watt liefern, die Power Station maximal mit 75 Watt geladen werden und da noch 2 USB-Ladebuchsen mit je 15 Watt direkt am Panel angeschlossen sind, sollte ich den gesamten Strom abgreifen können. Ich plane, dass ich in Zukunft alle Smartphones, Notebooks, Tablets, Powerbanks etc. wenn möglich über die Sonne lade. Und eben das eBike. Andere Geräte wie meine Pumpe für das kleine Planschbecken, etc. kann die Power Station auch direkt betreiben. Zusammen mit einem festen Panel, dass ich schon gut 10 Jahre habe, hoffe ich bei optionalen Bedingungen auf über 200 Watt. Mein festes Panel sollte alleine schon 200 Watt liefern, musste aber damals leider aus baulichen Gründen suboptimal angebracht werden. Dennoch – ich habe es jetzt über 10 Jahre und mittlerweile sollte es die Kosten erwirtschaftet haben, wenn ich mich nicht verrechne.